Matthias: Wieder einmal war der wöchentliche Besuch in der Buchhandlung „Schuld“, dass ich dieses Hardcover Buch von Christoffer Carlsson „Unter dem Sturm“ entdeckt habe. Nach wie vor habe ich einfach eine große Schwäche für schwedische Autoren und gebundene Bücher und der folgende Klappentext war genau nach meinem Gusto.
Der Klappentext:
In einer kalten Novembernacht 1994 wird im kleinen südschwedischen Marbäck die Leiche einer jungen Frau gefunden. Alles weist auf ein Verbrechen hin, und ein Täter ist schnell ausgemacht: Edvard Christensson unterhielt eine Beziehung mit ihr; wie sein Vater ist er berüchtigt für einen aufbrausenden Charakter. Edvard wird verurteilt, und der Frieden kehrt ins Dorf zurück. Nur nicht für Edvards siebenjährigen Neffen Isak, der Edvard vergöttert hat. Isak ist besessen von der Vorstellung, dass er den Keim des Bösen in sich trägt, wie sein Onkel, wie sein Großvater. Zehn Jahre später sitzt Isak nach einem Diebstahl vor Vidar, der als junger Polizist bei der Verhaftung von Edvard half. Und je mehr Vidar sich zurückerinnert, desto größer werden seine Zweifel an den Ermittlungen damals. Und dann verschwindet Isak. Vidar macht sich auf die Suche. Nach dem Jungen und nach der Antwort auf die Frage, was in jener Novembernacht wirklich geschah.
Meine Meinung:
Das Buch hat mich in den ersten Seiten schon sehr atmosphärisch empfangen, so dass ich sofort sehr gut in das Leben von Isak und Vidar eingetaucht bin. Nach einem Brand in einem Haus, bei dem das Mädchen Lovisa tot aufgefunden wurde, gerät das Leben in der kleinen Gemeinde und das von dem kleinen Isak und des Polizisten Vidar total aus den Angeln. Nachdem der Cousin Edvard von Isak für die Tat verhaftet wird, atmet das kleine Dorf auf, denn natürlich ist es Edvard, da er und seine Familie schon immer als sehr gewalttätig galt. Dieses Vorurteil schlägt auch Isak in seinem weiteren Leben immer wieder mit voller Wucht entgegen. Es erscheint ihm auch wie ein Fluch, nach dem er oftmals sein Leben entscheidet und leider auch die falschen Entscheidungen trifft. Kann das Böse in den Genen vererbt werden? Er vermisst nach wie vor sein Cousin Edvard, der nach der Tat im Gefängnis sitzt. Vidar, der maßgeblich an der Verurteilung beteiligt war, stößt plötzlich auf Ungereimtheiten und Zweifel, was die Schuld von Edvard betrifft…Das Buch ist von Beginn an auf jeden Fall mehr Drama wie Krimi. Die Charakteren sind unglaublich stark ausgearbeitet, so dass ich im Wechsel immer in den Rollen von Vidar und Isak geschlüpft und darin völlig aufgegangen bin. Die Story wird immer im Wechsel der beiden Protagonisten und in 3 Zeitebenen – 1994 – 2004 und 2017 beschrieben. Es war sehr spannend und vor allem intensiv, die beiden Leben über diese Zeitleiste zu begleiten. An der einen oder anderen Stelle war ich von den Geschichten richtig angefasst und musste auch mal ein Tränchen aus dem Augenwinkel wischen. Völlig schnörkellos beschreibt Herr Carlsson nicht nur die Hauptprotagonisten, sondern auch allen anderen Charakteren und die Umgebung auf den Punkt. Er taucht mit jeder Menge Feingefühl in die Gedankenwelten der jeweils handelten Personen ein und beschreibt die Ängste und Zweifel äußerst authentisch. Natürlich ist die Frage der Fragen: Was geschah damals wirklich in dem Haus, als Lovisa beim Brand ums Leben kam, jedoch war das für mich eher untergeordnet, was der Spannung jedoch überhaupt keinen Abbruch getan hat. Zum Schluss wurde dann aber doch noch das große Spannungsbesteck ausgepackt und es hat mich total mitgerissen. „Unter dem Sturm“ ist für mich ein perfektes Drama mit sehr starken Charakteren und einem Spannungsfeld, das immer da ist, jedoch sich erst zum Ende hin richtig entlädt. 4,5 von 5 Sterne
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