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Teufelsnacht I Michelle Paver

Matthias: Nach einer Rezension hier auf Instagram ist der Piper Verlag auf uns aufmerksam geworden und hat uns “Teufelsnacht” von Michelle Paver empfohlen. Das blutrote und einfach gehaltene Cover mit der Elster in Verbindung mit dem Titel haben mich sehr neugierig gemacht. Nach einem Blick auf den Klappentext und der Erkenntnis, dass das Buch im Jahr 1913 spielt, war ich eigentlich der Meinung: ”Nicht mein Fall”. Da mich aber die Vergangenheit schon mehrfach gelehrt hat, dass ich die “Buch-Flinte” nicht allzu schnell ins “Lese-Korn” werfen sollte, habe ich mir die Leseprobe angeschaut und wollte danach mehr von der düsteren Geschichte erfahren. Hier der Klappentext für alle diejenigen, die 1913 nicht abschreckt.

Der Klappentext:

Suffolk, 1913: Hinter dem düsteren und einsam im Moor gelegenen Wake’s End findet man den Hausherren Edmund Stearne neben einer grauenvoll zugerichteten Leiche. Er spricht nur diese einzigen Worte: »Ich war es, aber ich habe nichts falsch gemacht.« Seine Tochter Maud ist ein einsames Mädchen, das ohne Mutter aufwächst und unter dem herrischen und lieblosen Vater leidet. Zu dem fürchterlichen Verbrechen schweigt sie beharrlich. Dabei hat sie heimlich die Tagebücher ihres Vaters gelesen und weiß mehr, als sie zugibt. Doch auch Maud ist nicht frei von Schuld. Es wird Zeit, dass die ganze Wahrheit ans Licht kommt …

Meine Meinung:

Von Anfang an hat mich eine sehr dichte und atmosphärische aufgeladene Stimmung in Empfang genommen und ich erfahre, dass im Jahr 1913 Edmund Stearne mit einem Eispickel und einem Hammer einen Mord begangen hat. Scheinbar aus heiterem Himmel. Es gab nur einige Zeugin seine Tochter Maud – doch sie schweigt. Edmund landet in der Psychiatrie und malt dort Bilder, die Weltruhm erlangten. Keiner weiß so Recht, was die 3 Gemälde bedeuten sollen. Jeder fragt sich, was hat seine Tochter Maud gesehen? Wieso schweigt sie bis heute? Ein Schicksalsschlag bringt Maud dazu, ihre Geschichte zu erzählen, und ich lande im Jahre 1913 und tauche in die Geschichte des kleinen Mädchens ein und begleite sie durch Ihr Leben. Es liest sich zunächst wie ein Märchen. Ein kleines Mädchen in einem Haus von einer hohen Hecke geschützt und Efeu berankt, umgeben von Sumpf und Moor und in einer Zeit, die mir bis dahin in vielen Teilen sehr fremd war. Raschelnde große Roben, enge Mieder, Dienstboten, Glaube und Gehorsam. Gerade der Glaube und Aberglaube sind das zentrale Thema in dieser von Beginn an düsteren Geschichte. Maud hat schon als Mädchen versucht, ihrem Vater, dem großen Edmund Steane gerecht zu werden und seine Aufmerksamkeit  zu erhalten. Doch sie ist halt ein Mädchen. Ich war geschockt über die Tatsache wie viel ein Mann oder ein männlicher Nachkomme wert war – im Vergleich zu einer Frau bzw. einem Mädchen. Maud ist mir von Beginn an ans Herz gewachsen und ich war fasziniert und gefesselt von dem Leid, das zunächst das Mädchen und später die erwachsene Frau erleiden musste. Eines Tages entdeckte Maud die geheimen Tagebücher ihres Vaters und der packende Sog von Aberglaube, Tod, Teufel und Exorzismus hat mich völlig ergriffen und fasziniert. Der Autorin ist ein unglaublich guter Spagat gelungen zwischen dem Erwachsenwerden von Maud, eingebettet in eine unglaubliche Landschaft und dem zunehmenden Wahnsinn des Vaters. Nicht nur die Location war mit einer mystische und geheimnisvollen Stimmung umgeben, sondern auch alle Protagonisten waren mit dieser unheimlichen Kraft ausgestattet. Die Zeit und ihre Ereignisse hat Fau Paver perfekt verpackt und transportiert. Ich war mehrfach von einer Gänsehaut und einem tiefen Schauer bewegt, da die Spannung sich wie ein allgegenwärtiger Schatten mit durch die Seiten gezogen hat. Der Schreibstil ist ruhig und fließt passend zur Situation und Zeit dahin. Wenn man sich nicht ganz so gut auf die Geschichte einlassen kann, dann könnte der Schreibstil auch durchaus das Prädikat langatmig bekommen – doch für mich war er einfach nur die volle Punktzahl. Das Buch wird ja als Gothic-Novel” beschrieben, was mir ein völlig neuer Begriff war, den ich nicht so richtig einordnen konnte. Für all denen, der dieser Begriff auch neu oder fremd ist, kann ich dieses Buch als einen unglaublich atmosphärisch spannenden Schauerroman empfehlen – Gänsehaut und Faszination garantiert. 4,5 von 5 Sterne

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Teufelsnacht

Autor*in: Michelle Paver
Seiten: 382
Veröffentlicht: Oktober 2021
ISBN: 3492062946
Verlag: Piper Verlag GmbH
Copyright: Piper Verlag GmbH