Matthias: Der Titel „Liebe deine Nachbarn wie dich selbst“ und der gelb leuchtende Aufkleber „Bestseller aus England“ haben mich neugierig gemacht. Ich habe in diesem Jahr durchaus schon ein paar englische Thriller mit sehr gutem Titel gelesen, die mich neben der sehr guten Spannung und dem typisch englischen Humor völlig begeistert haben. Da ich von der Autorin Louise Candlish bisher noch nichts gehört habe und der folgende Klappentext genau das versprach, was ich wollte, habe ich mich entschieden, dieses Buch zu lesen.
Der Klappentext:
Lowland Way im Süden Londons: ein Vorortparadies. Gepflegte Häuser. Freundliche Menschen. Spielende Kinder auf der Straße. Bis im Haus Nr. 1 neue Nachbarn einziehen.Sie halten sich nicht an Regeln, ihre Musik ist zu laut, sie parken falsch – und überhaupt! Dann erschüttert ein schreckliches Verbrechen das Viertel. Und für die Anwohner ist die Sache sonnenklar: Die haben es getan. Die haben ein Leben auf dem Gewissen. Es gibt nur ein Problem. Die Polizei glaubt ihnen nicht…
Meine Meinung:
Wie im Klappentext beschrieben bin ich gleich in einem Vorstadtidyll im Süden von London, wo die Welt allem Anschein nach noch in bester Ordnung ist. Den Rasen in Schuss, die Vorgärten gepflegt, die Vögel zwitschern und ihre Besitzer wohnen in wunderschön anzusehenden Häuser der verschiedensten Epochen. Doch ist diese heile Welt tatsächlich so heil, wie sie aussieht? Der neue Bewohner von Haus Nr. 1 stört den Frieden enorm und das kann so nicht weitergehen. Ohne jegliche Rücksicht reist er Mauern weg, missachtet jegliche Ordnungen und hört leidenschaftlich laut, nachts und bevorzugt Heavy Metall Musik, so das nicht nur die angrenzenden Nachbarn keinen Schlaf finden. Man kann sich ohne viel Fantasie vorstellen, dass der Bewohner und seine nicht weniger seltsame Freundin sich damit keine Freunde machen. Das bringt das Gefüge aus Wohlstand und enger Nachbarschaft ganz schön ins Wanken und wie dann noch ein Unglück geschieht, wo jemand zu Tode kommt, sind alle in Aufruhr.
Die Kapitel sind aus der jeweiligen Sicht eines Bewohners geschrieben und beginnen zunächst mit einem Polizeiverhör und springen dann einige Wochen zurück, wie alle noch in Ihrer Blase lebten. Ich muss gestehen, dass ich zu Beginn wirklich Mühe hatte, mir die Zuordnung einer ganzen Straße mit ihren Mitbewohnern und dann auch noch mit Kind und Hund zu merken. Das hat mich teilweise schon etwas überfordert und war schon eine ziemliche Denksportaufgabe und hat den Lesefluss auch ganz ordentlich gebremst. Doch nach etwas Gewöhnung hatte ich die Verhältnisse verinnerlicht. Die Protagonisten fand ich alle samt sehr gut ausgearbeitet und auch mit einer guten Portion Eigenheiten ausgestattet, die ich zu dem Umfeld als sehr passend beschreiben würde. Leider ist von dieser doch recht versnobten Gesellschaft und der Handlung kein wirklicher Spannungsfunken übergesprungen, das fand ich sehr schade. Es war sehr geschickt gemacht, wie die Anwohner sich in verschiedensten Grüppchen zusammengeschlossen haben, um Pläne gegen das unliebsame Pärchen aus Haus Nr. 1. zu schmieden. Hierbei hat sich dann auch gezeigt, dass auch unter den Bewohnern nicht alles Friede, Freude, Eierkuchen ist. Nach dem Unglück war es dann so, dass keiner wusste, was wirklich geschehen ist und die ganze Gemeinschaft unter Verdacht gerät. Die Gedankengänge und Vorstellungen, wie es dazu gekommen sein könnte, haben mir immer mal wieder ein kurzes Schmunzeln ist Gesicht gezaubert. Wer kann wem noch trauen und wer weiß was und vor allem wer war es, hat mich sehr stark an den Film „Mord im Orientexpress“ erinnert. Das Buch war zwar immer mal mit Wendungen durchzogen, doch ein Thriller war es für mich nicht. Ein wirklich guter und sehr unterhaltsamer Spannungsroman, jedoch leider nicht mehr. Ich finde, die Idee hätte viel mehr hergegeben und man hätte gerade im Puncto Spannung eine ordentliche Schippe drauflegen können. 4 von 5 Sterne
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