Matthias:Es gibt Bücher, die ich mir für ganz besondere Momente aufhebe, ohne dass ich sie für lästigen Alltagskram unterbrechen muss. ENDLICH war es soweit und die langersehnte Fortsetzung der ‚Grenzfall-Reihe‘ erschienen ist zwar zunächst nur als E-Book, aber hat perfekt zu einem gemütlichen Neujahrstag gepasst und war somit mein erstes Buch des neuen Jahres. Im vergangenen Teil war schon ein sehr spannender Prolog und ich war gespannt, ob der Rest halten kann, was der Prolog versprochen hat.
Der Klappentext / Die Rückseite des Buches:
Grausige Funde im Tiroler Gnadenwald versetzen die Region in Schrecken. Bernhard Krammer steht vor einem unlösbar scheinenden Rätsel um eine verschwundene Familie. Und Alexa Jahn lässt ein Jahre zurückliegender Fall um ihre Karriere bangen. Der dritte Fall für das deutsch-österreichische Ermittlerteam Alexa Jahn und Bernhard Krammer
Meine Meinung:
Nachdem eine Gewitterwolke sich vor die Sonne geschoben hat, ist auf der Baustelle nichts mehr wie es war. Wo gerade noch Menschen und Maschinen gearbeitet haben, ist die Welt nun zum Stillstand gekommen. In einem blauen Müllsack wurde ein ausgestopftes Dachs Paar gefunden, aus dessen Körper ein Strampler und eine Rassel mit dem Schriftzug “Luiza” zum Vorschein kam. Schnell formt sich durch die einheimischen Mitarbeiter ein trauriger Verdacht, denn vor zwei Jahren sind in der Nähe ein Präparator und sein 8-jähriger Sohn verschwunden. Hat dieser grausame Fund etwas mit dem Verschwinden von Vater und Sohn zu tun? Krammer wird von seinem Kollegen um Hilfe gebeten und gemeinsam mit seiner Kollegin Roza ermittelt Krammer. In Alexas Leben herrscht ausnahmsweise mal Ruhe-für Ihren Geschmack zu viel Ruhe, denn nachdem sie im letzten Fall an der Schulter verletzt wurde, hat ihr Chef ihr nicht nur Ruhe verordnet, sondern sie gebeten, über ihr Verhalten und ihre Risikobereitschaft nachzudenken. Da kommt ihr alter Kollege Jan aus Aschaffenburg genau zur rechten Zeit. Beide haben vor ihrem Weggang an einem Fall gearbeitet, in dem neue Beweise aufgetaucht sind, dass der wahre Täter vielleicht noch frei rumläuft. Gemeinsam mit Jan verfolgen sie seine Spur, um ihn seiner gerechten Strafe zuzuführen. Ohne Anlauf bin ich zurück im Leben von Alexa und Krammer, die nur wenige Tage an die Ereignisse aus dem letzten Teil anknüpfen. In kleinen Rückblenden erfahre ich schnell noch einmal, was geschehen ist und bin sofort wieder Feuer und Flamme für diese Reihe. Mit der Auswahl der Protagonisten ist Frau Schneider einfach der große Wurf gelungen.
Aus meiner Sicht würde sie bei einer Oscar-Verleihung für die Besetzung der Haupt- und Nebenrolle alle Preise mit nach Hause nehmen. Wie in einem guten Film bewegen sich die Protagonisten völlig natürlich durch die Handlung und durch das gute Wechselspiel der Autorin haben auch die Nebencharaktere immer wieder ihre großen Auftritte im Scheinwerferlicht der Story. Beide Fälle haben mich von Beginn an in dem pulsierenden Fluss der Geschichte einfach mitgerissen. Die ständigen und gut getimten Wechsel der Sichtweisen werden immer wieder von äußerst mysteriösen Strängen “Er” und “Sie” unterbrochen, die diesem Krimi immer mal wieder einen Thriller-Moment beschert haben. Während bei Krammer und Roza die Ermittlungen schnell Fahrt aufgenommen haben und immer neue schaurige Erkenntnisse zu Tage gebracht haben, hat sich bei Alexa und Jan die Suche nach dem Verdächtigen eher als kleinteiliges Puzzle herausgestellt. Wie schon in den ersten Teilen hat Frau Schneider mir mit dem begeisterten Blick einer Einheimischen für ihre Heimat wieder einmal liebevoll die Landschaft rund um das Grenzgebiet beschrieben. In dieser Reihe bietet die Natur nicht nur den perfekten Rahmen, sondern ist in ihrer wandelbaren und unvorhersehbaren Art mal Freund und mal Feind der Geschehnisse. In all diesem meisterhaft in Szenen gesetzen Konstrukt aus Landschaft und zwischenmenschlichen Beziehungen bin ich den von der Autorin raffiniert verteilten Spannungskrümeln gefolgt und war fasziniert und begeistert wie sich aus dem seltsamen Fund im Körper eines Dachs Paares ein unglaubliches Drama entwickelt hat und immer wieder für weitere spannende Nadelstiche gesorgt hat. Doch damit nicht genug, so hat der Fall von Jan und Alexa am Ende eine Dimension erreicht, die die Spannung immer wieder an den Endpunkt gebracht und mit in einen Kampf auf Leben und Tod gekrönt wurde. Ob am Ende alle überlebt haben, das möchte ich auch nicht verraten. Für mich gehört Anna Schneider zur Creme de la Creme der deutschen Autoren und hat mit dieser Reihe Krimis aus der Feinkostabteilung geschaffen, die mich jedes Jahr aufs Neue restlos begeistert.
0 Kommentare