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Die Schuld, die uns verfolgt I Alexander Oetker, Thi Linh Nguyen

Matthias: Ich liebe Buchpost bei der ich nicht weiß, was sich hinter den geschützten Mauern von brauner Pappe versteckt und freue mich dann, wie das viel zitierte Kind unterm Weihnachtsbaum. In diesem Fall war es ein Vorabexemplar von “Die Schuld, die uns verfolgt” der Reihenauftakt von Alexander Oetker und Thi-Linh Nguyen”. Tom hat schon einige Bücher von Herrn Oetker gelesen, doch für mich war es das erste Mal. Ich war neugierig, was sich hinter dem spannend klingenden Beipackzettel und dem schönen Cover verbirgt. An der Stelle noch einmal vielen lieben Dank an den Piper Verlag, für das Rezensionsexemplar.

Der Klappentext / Die Rückseite des Buches:

An einem brütend heißen Sommertag wird in Berlin-Wedding ein kleines Mädchen entführt. Zur gleichen Zeit ereignet sich im brandenburgischen Rheinsberg in einer kleinen Bankfiliale ein Überfall mit Geiselnahme. Zwei Fälle, die auf den ersten Blick nichts miteinander zu tun haben, aber im Verborgenen zusammenhängen. Als an diesem Morgen bei Linh-Thi Schmidt, Deutsch-Vietnamesin und Polizeioberkommissarin in Rheinsberg, und ihrem Ehemann Adam Schmidt, Kriminalhauptkommissar der Berliner Polizei, die Diensthandys klingeln, ahnen sie noch nicht, was ihnen bevorsteht: ein Tag, der sie beide an ihre Grenzen bringt und Erinnerungen weckt an jene alte Schuld, die Adam und Linh-Thi zusammengeführt hat und seither verfolgt.

Meine Meinung:

Der sehr flüssige Schreibstil und die schnellen Perspektivwechsel lassen die Handlung von Beginn an wie wie ein Film vor meinem geistigen Auge ablaufen. Ich fühle mich wie im Kino in der ersten Reihe mit Beinfreiheit und werde sofort regelrecht in das Geschehen gesaugt und habe durch die Intensität der Worte auch das Gefühl, ein Teil davon zu sein. Mal bin ich Kindergärtnerin, die von tiefen Schuldgefühlen geplagt ist, dann wieder ein Ermittlern rund um die Suche der entführten Emily, dann wieder Hauptkommissar Adam Schmidt. Wieder ein Wechsel der Szene und ich befinde mich in der kleinen Gemeinde von Flecken-Zechlin und lerne die Frau von Adam Schmidt, Linh-Ti Schmidt kennen. In gleichem Maße tauche ich auch dort in die verschiedenen Rollen ein und mich erreichen sofort die Gefühle der jeweiligen Charaktere.
Die verzweifelte Bankräuberin, aber auch die Welt der Geiseln, die das Schicksal am falschen Tag an der falschen Ort geführt hat, aber auch die  Kommissarin Linh-Ti Schmidt. Im Gleichklang zur Handlung baut sich eine zunächst nur sehr subtile Spannung auf, die aber je nach Handlung mehrmals ihre ganze Kraft ausspielt. Beide Stränge werden in gut getimter Regelmäßigkeit von Rücksprüngen in das Jahr 1997 unterbrochen und ich lerne dabei die Vergangenheit von Adam und vor allem von Linh Schmidt kennen. Diese beiden Hauptcharaktere sind sehr fein aber ganz klar auf Fortsetzung ausgelegt und erlauben mir in dem Einblick in ihre Vergangenheit tiefe Wunden, die zeigen, wie sie zu dem geworden sind, was sie heute sind. Mit diesen Seelenblick habe ich zu den beiden noch einmal eine ganz andere Verbindung bekommen und es war wie ein Blick in einen Vulkan, der auch schon in diesem Teil erste glühende Lava spuckt und ich habe das Gefühl, dass in den Fortsetzung zu weiteren Erosionen kommen wird. Mit gleichem gute Auge für Wesenszüge und Charakteren sind auch die Nebencharaktere gezeichnet – ganz besonders Borowski, der Kollegen von Linh, der mir mit seiner Berliner Schnauze und dem Herz am rechten Fleck mehrmals auch ein breites Grinsen ins Gesicht gezaubert hat. Apropos Berlin. Mit Berlin hat das Autorenduo den perfekten Rahmen geschaffen und pulsiert mit seiner Kraft, Größe und Facettenreichtum durch nahezu jedes einzelne Kapitel. Schon sehr früh schien mir klar, wie die beiden Fälle miteinander verbunden sind, aber meine gedankliche Verbindung hat nicht im Ansatz erkannt, welch gewaltige und völlig überraschende Verknüpfungen unter dieser Oberfläche schlummerten. Wie an der Schnur gezogen bin ich den einzelnen Enden gefolgt und wurde mit einem dramatischen und von Emotionen durchzogenen Herzschlagfinale belohnt. Ein wirklich gelungener Auftakt mit dem Ehepaar Schmidt und ich weiß jetzt schon, dass dieses Ehepaar noch für einige Überraschungen gut sein wird und ich freue mich auf die Fortsetzung.

 

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Die Schuld, die uns verfolgt

Autor*in: Alexander Oetker, Thi Linh Nguyen
Seiten: 320
Veröffentlicht: Februar 2023
ISBN: 3492064019
Verlag: Piper Verlag GmbH
Copyright: Piper Verlag GmbH