Matthias: Im vergangenen Dezember habe ich hier auf Instagram bei den Neuerscheinungen „Die Angst der Schweigenden“ von Nienke Jos entdeckt. Das sehr einfach aber dennoch wirkungsvolle Cover hat mein Interesse geweckt und der folgende Klappentext hat dann den restlichen Ausschlag gegeben diese Neuerscheinung zu lesen und vorzustellen. Der Gemeiner Verlag war so freundlich und hat uns ein Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt. Vielen lieben Dank!
Der Klappentext:
Tragfähigkeitsannahmen, Berechnungsmodelle, Zahlen: Inna ist Statikerin. In ihrem Leben gibt es keine Zufälle. So ist auch der eisige Wind nur ein kalkulierbarer Vorbote, der sich im Laufe des Tages zu einem Schneesturm kumulieren soll. Ein gewaltiger Schneesturm, der Inna eine ganze Nacht lang festhält, in einer alten Fabrikhalle weit außerhalb der Zivilisation. Wäre da nicht Igor. Igor, der plötzlich auftaucht und behauptet, vom Unwetter überrascht worden zu sein … Zum Zerreißen gespannt ist die scheinbar harmlose Stimmung, mit der Nienke Jos zwischen Wahnsinn und Eskalation mäandriert. Ein sagenhafter Thriller um ein Verhör, das keins sein darf, mit einer Frau, die nicht spricht.
Meine Meinung:
Der Einstieg war eine Mischung aus Erstaunen und Verwirrung. Erstaunt war ich über den Schreibstil – und verwirrt, von der irgendwie für mich nicht einleuchtende Story. Was mich jedoch sofort erfasst hat, war die doch gleich sehr drückende und äußerst düstere Stimmung. Ich habe das Buch an einem Abend gelesen, wo es bei uns unablässig und wie selten zuvor geschneit hat, dass hat die Stimmung des im Winter spielenden Buches noch einmal massiv untermauert. Mit zunehmendem Kapitel bin ich sowohl mit der Geschichte als auch mit dem sehr eigenen Schreibstil immer besser zu Recht gekommen. Die Geschichte um die Zwillinge Jenke und Inne ist so Irre, dass es mir mehrfach einen Schauer über den Rücken gejagt hat. Ich musste mich sehr an die plötzlichen Zeitsprünge gewöhnen, aber auch damit bin dann ganz gut zurechtgekommen. Dazwischen wurde immer wieder die Sichtweise der kleinen Marga eingeschoben, deren Rolle ich zunächst auch nur schwer verstanden haben, jedoch die friedliche und kindliche Art zu dem Rest des Buches sehr genossen haben und mir eine Atempause verschafft hat.
Frau Jos legt jeden Gefühlshebel um den sie finden kann. Liebe und Hass sind in dem Fall nur die Spitze des Eisbergs. Sie lässt einem sehr in die Abgründe der menschlichen Seele schauen, so dass Abscheu noch eines der schwächeren Gefühle ist. Schnelle und äußerst gut gesetzte Wendungen tragen zu enormer Hochspannung bei. In der ersten Hälfte werden in jedem Kapitel kleine psychische Spannungsfäden hinterlassen, die sich zwar langsam aber stetig in der zweiten Hälfte zu einem dicken roten Faden verweben – mit einem Ende…. UNFASSBAR.
Es ist ein sehr irrer, bizarrer und komplexer Thriller der einem egal wie auf jeden Fall im Gedächtnis bleibt.
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