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Der Zirkel I Leon Sachs

Matthias: Mit “Der Zirkel” von Leon Sachs habe ich wieder einmal ein Buch gelesen, dass in meinem Lesemonat auf keinen Fall auf dem Schirm war. Bei unserem wöchentlichen Besuch in der Buchhandlung hat zunächst das neon kreischende Cover meine Aufmerksamkeit geweckt, jedoch hat der Klappentext eine starke politische Note, wofür ich mich nur sehr schwer erwärmen kann. Da Tom in der Buchhandlung beim Stöbern immer etwas länger braucht als ich, habe ich es mir mit dem Buch in einer Ecke gemütlich gemacht – und was soll ich sagen, ich konnte mich nur schwer wieder davon trennen. Ob mich der Rest dann genau so begeistert hat – hier meine Rezension. 

Der Klappentext / Die Rückseite des Buches:

Drei Tote in drei verschiedenen Ländern. Zufall? Nur Johanna Böhm, frisch gebackene Studentin an der Polizeiakademie, weiß, was diese Morde miteinander verbindet. Denn sie kennt die Opfer aus ihrer Vergangenheit, vor der sie einst geflohen ist. Und Johanna ahnt, dass sie dieses Wissen erneut in große Gefahr bringen könnte. Als der Ex-Geheimdienstler Rasmus Falk nachts in ihre Wohnung eindringt und sie beschuldigt, in den Mordkomplott verwickelt zu sein, sieht sie ihre schlimmsten Befürchtungen bestätigt. Er droht, ihre Karriere bei der Polizei zu beenden, ehe sie begonnen hat, und Johanna bleibt keine andere Wahl, als sich mit Falk zu verbünden. Doch setzt sie damit alles aufs Spiel?

Meine Meinung:

Mein erster Weg führt mich nach Italien und ich lerne Frederik Amon kennen, den Leiter eines Instituts in den Mauern eines alten Klosters. Leider dauert die Begegnung nicht lange, denn ganz plötzlich geht er zu Boden und stirbt. Die nächste Station auf der Reise in dieses Buch ist Lyon. Dort begleite ich Nicolas Krahl auf dem Weg in den Boxring. Der groß gewachsene Boxer ist heiß auf seinen Kampf. Er hat schon unzählige Preise und Kämpfe gewonnen, aber dieser endet tödlich. Alle guten Dinge sind bekanntlich drei und so lerne ich für kurze Zeit eine Autorin bei einer Lesung kennen, aber auch sie fällt am Ende des Kapitels tot um. Zunächst war ich etwas verwirrt, jedoch war mir klar, dass es so nicht weitergehen wird und ich wurde noch neugierig, was wohl hinter all dem steckt. Im nächsten Kapitel lerne ich die Polizeischülerin Johanna kennen. Ein scheinbar steiniger Weg führte sie endlich an den Punkt ihres Lebens, um zu wissen, was sie wirklich will. Sie möchte Polizistin werden. Doch das Leben hat scheinbar andere Pläne und so begegnet sie nur wenigen Tagen nach ihrem Neubeginn in der Hauptstadt Rasmus Falk und plötzlich steht in ihrem Leben kein Stein mehr auf dem anderen. Die ersten Kapitel habe ich mich sehr schwer getan in die Geschichte zu finden. Es war eine Flut an Namen und Informationen, die aber durch die gute Hand des Autors schnell den richtigen Platz in der Geschichte bekommen haben, sodass ich nur eines raten kann: Dranbleiben. Wie sich dann in wechselnder Sichtweise aus den kleinen roten Fasern ein immer größerer Faden und dann ein Tau entwickelt hat, war der Bob in der Bahn und ein gewaltiger Sog hat mich in die Leben der Protagonisten gesaugt. Johanna war schon von Beginn an mit großer Sympathie gezeichnet und so habe ich mich sofort an ihrer Seite gefühlt. Rasmus Falk ist hingegen ein ganz anderer Schlag und ich war mir sehr unsicher, ob ich ihn mochte oder nicht, zumal sein Handeln über eine lange Strecke Zweifel an seinen Absichten hervorrief.  Damit schien der Plan des Autors aufgegangen zu sein, denn mit Nuancen gab es meiner Unsicherheit immer wieder neuen Nährboden. Das Netz des Zweifel und des Misstrauens war ohnehin ein allgegenwärtiger Partner in diesem von Beginn an von Spannung nur so zu triefenden Thriller. Aus der Handlung heraus haben besonders die Hauptprotagonisten Johanna und Falk eine enorme Entwicklung genommen und ihr Facettenreichtum hat mich immer wieder begeistert. Der kraftvolle und detailreiche Schreibstil erweckt nicht nur die Protagonisten zum Leben, sondern lässt auch die Handlung wie ein 3D-Kino erscheinen. Eingehüllt in dieses mittendrin Gefühl bin ich nur so durch die ereignisreiche Handlung geflogen. Immer wenn in mich im sicheren Fahrwasser der Handlung wähnte und zu glaubte nun endlich die Zusammenhänge klar vor Augen zu sehen, hat der Autor diese Gedanken im Nebel der Handlung wieder verschleiert um mir kurze Zeit später neue und noch unfassbarere Zusammenhänge zu präsentieren. Ich bin überzeugt davon, dass hinter diesem Buch eine sehr umfangreiche politische, wie auch geschichtliche Recherche steckt, und alleine dafür kann ich nur meinen Hut ziehen. Wobei die eigentliche Kunst dabei ist, einem Leser wie mir, der kein abgeschlossenes Studium in Politikwissenschaft und Geschichte hat, dieses Buch klar, spannend und sehr verständlich zu vermitteln. Das wirklich erschreckendste an diesem Thriller ist für mich, dass ich die Dinge, die hier als Fiktion eingeflochten sind, ich mir durchaus als grausame Realität unserer Zukunft vorstellen kann. Das Ende kann man zu Recht und mit allem Respekt ein Showdown und ein Grande Finale nennen und selbst danach ist noch lange nicht Schluss, sondern die Zeichen werden auf Fortsetzung gedreht. Was mit scheinbar wahllosen Morden beginnt, geht langsam in ein Familiendrama über und endet dann mit und in einer Brühe aus dem braunen Sumpf der deutschen Geschichte bis hin zu einem Polit-Thriller, der seinesgleichen sucht. Es geht um Macht, Gier und um den unbändigen Wunsch einer Gruppe, die Menschen nach ihrem eigenen schrecklichen Gedankengut zu formen – aber auch um tiefe Gefühle. Ein Wahnsinn! Mein Fazit: Kaufen! Lesen, fühlen, stauen. 5 von 5 Sterne.

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Der Zirkel

Autor*in: Leon Sachs
Seiten: 460
Veröffentlicht: September 2022
ISBN: 332810755X
Verlag: Penguin TB Verlag
Copyright: Penguin TB Verlag