Matthias: Wieder einmal hat Tom ein Händchen für meinen Buchgeschmack bewiesen. Beim Stöbern hat er “Der Kaninchen-Faktor” von Antti Tuomainen entdeckt und meinte, dass der Hinweis “Spannend, tragisch, humorvoll und schräg” doch genau mein Geschmack sei. Damit hat er völlig ins Schwarze getroffen und der folgende Klappentext hat den Hinweis dann noch einmal unterstrichen.
Der Klappentext:
Alles im Leben ist berechenbar. Davon ist der Versicherungsmathematiker Henri Koskinen überzeugt; beruflich wie privat kalkuliert er stets bis zur letzten Dezimalstelle. Doch dann verliert Henri seinen Job. Und erbt einen Abenteuerpark – mit ziemlich eigenwilligen Mitarbeitern und beunruhigenden finanziellen Problemen. Offenbar wurden riesige Kredite aufgenommen, bei zweifelhaften Kapitalgebern. Und die Herrschaften wollen nun ihr Geld zurück. m Abenteuerpark trifft Henri auch auf Laura, eine Künstlerin mit Vergangenheit. Als die Kriminellen kommen, um das Geld einzutreiben, und sich die Beziehung zu Laura vertieft, sieht Henri sich mit Situationen und Gefühlen konfrontiert, die selbst für einen versierten Versicherungsmathematiker einfach nur unkalkulierbar erscheinen.
Meine Meinung:
Mit den ersten Seiten hat sich neben einer gleich spürbaren Spannung auch ein Grinsen in mein Gesicht gelegt, dass ich nun in wenigen Momenten in dem Buch wieder abgelegen konnte. Ich lande im Leben von Henri, der seinem Job als Versicherungsmathematiker nachgeht. Mathematik ist sein Leben. Zahlen, Fakten, Daten – alles wird genauestens berechnet – Zufälle gibt es nicht. Sein Leben ist genau berechnet. Deshalb trifft es ihn eiskalt, dass sich die Arbeitswelt um ihn verändert hat und er dazu gebracht wird, seinen Job zu kündigen. Als wäre seine Welt damit noch nicht genug aus den Angeln, erfährt er auch noch, das sein Bruder gestorben ist und er einen Vergnügungspark…ähhh, einen Abenteuerpark geerbt hat. Ohne Vorwarnung findet er sich mit völliger Reizüberflutung in einer Welt voll bunter Abenteuer-Spielgeräten und Mitarbeiter, die wie für diese Arbeiten geschaffen sind. Ein Blick in die Buchhaltung des Parks jedoch zeigen Henri, dass seine neue Welt doch nicht so bunt ist, wie sie scheint.Plötzlich tauchen noch dubiose Gestalten aus der Vergangenheit seines Bruders auf und machen ihm eine bis dahin sehr unbekannte Rechnung auf, die seine geliebte Mathematik völlig aus dem Gleichgewicht bringt. Eine Leiche in der Gefriertruhe des Cafés – seine Verschleppung in ein Bordell – der unverschämte Diebstahl seiner Monatskarte sind nur die Spitzen, die Henri an den Rand des erträglichen treiben. Doch so einfach gibt sich der Versicherungsmathematiker sich nicht geschlagen. Der einfache und flüssige Schreibstil ist von Beginn an bis oben hin mit schwarzem Humor gefüllt. Ich war völlig begeistert, wie der Autor den pragmatischen Henri in seiner Zahlenwelt beschreibt und vor allem wie sich der Charakter im Laufe des Buches entwickelt. Es ist so herrlich, wie er plötzlich mit Gefühlen zu kämpfen hat, die er zu seinem Leidwesen nicht berechnen kann oder die seiner Meinung nach keine Logik haben. Die Nebencharakteren stehen jedoch dem Hauptprotagonisten nichts nach. Egal ob es der Sicherheitschef des Parks ist, der den Kontrollraum mit seinen “Abgasen” verpestet, dass einem die Tränen kommen, oder die durchgeknallte Marketing Chefin, die immer einen Cidre zu viel in sich hat. Sie haben alle eines gemeinsam: Sie sind liebenswert und schräg und man mag sie auf Anhieb. Immer wieder bewegt mich der Autor mit seinen Protagonisten durch alle möglichen Gefühlswelten. Humor ist sicherlich der Löwenanteil, jedoch kommt Liebe und auch Spannung auf keinen Fall zu kurz. Zwischendurch hat das Buch sogar durchaus anhaltende Thriller Momente. Ich war so gefesselt, dass ich mir oftmals minutenlang selbst gut zureden musste, um das Buch aus der Hand zu legen. „Der Kaninchen-Faktor“ ist genauso hoch wie der Unterhaltungsfaktor. Für mich ist das Buch ein absoluter Geheimtipp. Mit der Beschreibung spannend, tragisch, humorvoll und schräg hat der Verlag den Hasen zu hundert Prozent auf den Kopf getroffen, dass ich nichts hinzufügen kann außer: Lesen, lieben und lachen.
0 Kommentare