Matthias: Immer wieder ist mir hier auf Instagram „Der andere Sohn“ von dem Autorenduo Peter Mohlin & Peter Nyström begegnet. Leider hat mich auf dem ersten Blick das Cover und der Titel sogar nicht angesprochen. Je öfter ich das Buch jedoch gesehen habe, umso neugieriger bin ich geworden. Den Klappentext habe ich außen vorgelassen und gleich mit Leseprobe gestartet. Wie meist bei skandinavischen Autoren hat es schon nach wenigen Seiten bei mir gezündet und ich musste das Buch unbedingt lesen bzw. wissen wie es weiter geht. Im Nachhinein habe ich natürlich auch mal den folgenden Klappentext durchgelesen, der mich aber glaube ich nicht so getoucht hätte wie die Leseprobe.

Der Klappentext:

Vor zehn Jahren ist in der schwedischen Kleinstadt Karlstad eine junge Frau spurlos verschwunden. Ihre Leiche blieb verschollen, den einzigen Verdächtigen Billy musste man laufen lassen. Doch die Tat ist nie vergessen worden, die Schuldzuweisungen sind nie verstummt. Nun wird der Cold Case neu aufgerollt.
Als sich der amerikanische FBI-Agent John Adderley nach einem missglückten Undercover-Einsatz in Baltimore eine neue Identität zulegen muss, ist für ihn sofort klar: Er will nach Schweden zurückkehren, zu seinen Wurzeln. Denn John hat noch eine alte Schuld zu begleichen. Billy ist sein Halbbruder und hat John schon früher angefleht, ihm zu helfen. Er sei unschuldig und die Provinzpolizei damals wie heute nur auf der Suche nach einem Sündenbock, beteuert er. Trotz des Risikos, dass Johns Verfolger aus Baltimore ihm in seine alte Heimat folgen, reist er nach Karlstad und wird Teil des Ermittlerteams. Das bringt nicht nur ihn in tödliche Gefahr.

Meine Meinung:

Dieses Buch ein weiterer Beweis, wieso in die Krimis oder Thriller aus Skandinavien so liebe. Die Geschichte wird aus zwei Perspektiven und auch zunächst ein zwei Zeiten geschrieben. John, der nach einem Undercover Einsatz beim FBI im Zeugenschutzprogramm in seine Heimat Schweden zurückkehrt und sich entgegen jeder Warnung Kontakt mit seiner Vergangenheit aufnimmt. Natürlich, und wie könnte es anders sein, hat einen großen Rucksack an „Gepäck“. Die zweite Perspektive ist Heimer, im Hauptberuf Ehemann einer bekannten Frau, deren Tochter im Jahre 2009 auf ungeklärte Weise verschwunden ist. Das sind wirklich nur die Spitzen der Geschichte, die doch sehr komplex ist, jedoch hatte ich durch die klare und detailreiche Beschreibung keine Mühe dem Fall zu folgen. Es ist kein Buch, wo ich permanent vor lauter Hochspannung die Luft anhalten musste, aber die Schreibweise ist durchgehend knisternd und von Spannung erfüllt, so dass ich dieses Buch schwer bis gar nicht aus den Händen legen konnte. (Außer um die Hände kurz auszuschütteln, da so ein dickes Hardcover Buch über Stunden zu halten schon ganz schön schwer ist.) Durch die Sprache, die fantastischen Dialoge und vor allem mit den sorgfältig ausgewählten Charakteren hat es eine beeindruckende Sogwirkung. Okay, John ist jetzt nicht unbedingt der Sympathieträger, doch ich mag solche nicht immer Aalglatten Typen. Was geschah wirklich?“ ist in typischer Cold Case Art die blinkende Leuchtreklame die über jeder Seite hängt. Das ran tasten an die Wahrheit und die Suche danach ist mit schier unerträglichen Emotionen verbunden. Die innere Zerrissenheit von John ist fortlaufend spürbar und ging mir durch Mark und Bein. Mit jeder weiteren Seite, wenn sich die Zeiten miteinander verweben und die Auflösung sich immer mehr darstellt, kommt wieder eine Wendung oder ein gut platzierter Zweifel, der die mühevoll gesammelten Gedankensteinchen wieder zum Einsturz bringt. Von diesen mehr Thriller – wie Krimisternstunden hat dieses Buch zu genüge und ist für mich als Spannungsliebhaber einfach nur wie gemacht. Für mich ist es auf jeden Fall kein Kriminalroman, sondern mehr ein Thriller bzw. eine ganz besonders gute Mischung. Wie könnte es beim Start einer neuen Reihe auch anders sein, dass Buch endet mit einem schon fast leider geiler Cliffhanger, der mich schon jetzt auf die Fortsetzung hin fiebern lässt-