Matthias: Im vergangenen Jahr hat “Gefrorenes Herz” dazu geführt, dass ich seit Jahrzehnten zum ersten Mal morgens meinen Wecker nicht gehört habe. Der Klingelton war schon im Bereich von Überstunden und auf bestem Weg, die Gewerkschaft für “Alarmtöne” anzurufen. Ich war abends einfach chancenlos, dieses Buch nicht aus den Händen zu legen. (komm, ein Kapitel geht noch…) Aus Schaden wird man klug und so habe ich mir die Fortsetzung “Brennender Zorn” für den Urlaub aufgehoben. Hier der Klappentext und meine Rezension.

Der Klappentext / Die Rückseite des Buches:

In Jütland wird das Skelett einer jungen Frau gefunden. Sie starb durch einen Schuss in den Nacken. Die Tat liegt über siebzig Jahre zurück, Polizeihistorikerin Maria Just übernimmt die Ermittlungen. Währenddessen wird der Leiter des Dezernats für Gewaltverbrechen in Kopenhagen überfahren und beinahe getötet. Die Polizei steckt in einer tiefen Krise, und in diesem aufgeheizten Klima soll Kommissar Mikael Dirk herausfinden, wer den Anschlag auf seinen Chef verübt hat und das Land destabilisieren will. Als es zu einem weiteren Attentat kommt, erhält Mikael unerwartete Hilfe von Maria. Wer profitiert davon, wenn die Polizei ihr Gewaltmonopol verliert, und was verbindet die tote junge Frau mit den Tätern von heute?

Meine Meinung:

Nach wenigen Sätzen waren mir Marie und Mikael wieder vertraut. Die zielstrebige Polizeihistorikerin war wie schon im ersten Teil mit einer unglaublichen Sympathie und sehr starker Willenskraft gezeichnet, so dass ich mich ihrer Energie nicht entziehen konnte. Mikael hingegen ist zunächst auf Grund seiner privaten Situation und seinen unterschwelligen Gefühlen gegenüber Marie etwas defensiv gezeichnet, entwickelt sich jedoch im Verlauf zu einer starken und selbstbewussten Persönlichkeit, die mich ebenfalls total begeistert hat. Es ist sowohl dieser gute Charakterliche Mix, wie auch die Ermittlungen auf ganz unterschiedliche Art, die mich von den ersten Kapitel an fasziniert und in die Geschehnisse gesaugt haben. Bereits im ersten Teil hat sich in mir der Gedanke geformt, dass die beiden Autorinnen sich bei den Hauptsträngen in “Maria” und “Mikael” aufgeteilt haben. Beide Sichtweisen waren in jeweils ganz unterschiedlichen Schreibstil und auch mit dem jeweils perfekten Gefühl für die entsprechenden Charaktere und ihre Arbeit. Mit sehr klarem und ungeschönten Blick auf die Weltpolitik und den erschreckenden Entwicklungen der Neuzeit, wie aber auch mit großer Liebe zu Details und dem nötigen Respekt auf die schrecklichen Geschehnisse in Zeiten des Krieges fesseln mich beiden Autorinnen im Zentrum dieser Story. Im Fortlauf der Ereignisse hatte ich wieder die Möglichkeit einen sehr authentischen Blick hinter die Mauern des Regierungsgebäude werfen und habe einen Einblick in die irren Plänen der Politiker erhalten. Einer davon ist der Abgeordnete Villy Frandsen, eine eher tragische Figur, die das Autorenduo mit gutem Auge und einer ordentlichen Portion Humor zum Spielball zwischen den Parteien und klassischen Verlierer-Typen gezeichnet haben und immer wieder für eine Überraschung gut ist. Mit kribbelnder Spannungß begleite ich die Arbeit der Historikerin in staubigen Archiven und vergilbten Papieren und den Geschichten der Zeitzeugen und im nächsten Moment bin ich Teil der klassischen Polizeiarbeit mit modernster Technik. Beide eint jedoch ein Ziel:die Wahrheit. So formen sich aus beiden Strängen unglaubliche Parallelen zu einem Netz, das mich völlig gefangen genommen hat und ich darauf hingefiebert habe, dass die zunächst recht dünnen Enden langsam miteinander verwoben wurden. Geschickt haben die beiden Autorinnen mich zappeln lassen und immer wieder neue Überraschungen aus dem Hut gezaubert, so dass sich immer wieder neue, aber nicht weniger spannende Verknüpfungen ergeben haben. Dabei ergeben sich die unterschiedlichsten Gefühle, und verleihen diesem Krimi eine beeindruckende Tiefe und Herzenswärme, die mich auf direktem Weg sehr berührt hat. Das Finale, in dem Gegenwart und Vergangenheit aufeinandertrafen, war einfach nur ganz großes Kino. Ich  kann für dieses komplexe, aber nicht komplizierte Gerüst einfach nur meinen Hut ziehen. “Gefrorenes Herz” hat mich schon begeistert, aber “Brennender Zorn” hat mich umgehauen. Hier liebe Frau Holm und liebe Frau Bolther sind meine 5 Sterne. Mehr geht nicht.