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Stigma I Lea Adam

Matthias: Unbezahlte Werbung: Matthias: Ein Blick auf das auffällige Cover hat sofort ganz viele Frage in mir aufgebracht: Was bedeutet “Stigma” eigentlich wirklich? Wer ist Lea Adam? Der Duden und die erste Innenseite des Buches wussten die Lösung. “Ein Stigma ist etwas, wodurch etwas oder jemand deutlich sichtbar in einer bestimmten, meist negativen Weise gekennzeichnet ist und sich dadurch von anderem unterscheidet.“ und Lea Adam ist das Pseudonym der Autorinnen Regina Denk und Lisa Bitzer. Zwei Frauen und ein spannender Titel – da war mir klar, ich muss dieses Buch unbedingt lesen. 

Der Klappentext / Die Rückseite des Buches:

Eine Männerleiche, die Augenhöhlen leer, eine Plastiktüte über dem Kopf: Mordermittlerin Jagoda »Milo« Milosevic und ihr Kollege Vincent Frey stoßen auf Hinweise, dass der Tote in der Vergangenheit Frauen missbraucht hat. Ein mögliches Motiv? Der Verdacht erhärtet sich, als kurz darauf ein weiterer verurteilter Sexualstraftäter ermordet wird. Milo folgt bei den Ermittlungen ihrem Instinkt, doch sie fühlt sich zunehmend beobachtet. Erkennt sie das Böse, wenn es vor ihr steht? Für alle, die es leid sind, immer wieder dieselbe Geschichte über ermordete Frauen zu lesen: Dieses Buch ist für Euch. 

Meine Meinung:

Nach einem Prolog wie ein Schrei und einem Zeitsprung befinde ich mich in Hamburg im Jahr 2022 und lerne die Ermittlerin Milo und ihren Kollegen Vince kennen. Nach nur wenigen Wortwechsel zwischen den beiden ist der Sympathifunken sofort zu mir übergesprungen und mir klar, dass die beiden mitten aus dem Leben und genau nach meinem Geschmack sind. Milo, Jagoda »Milo« Milosevic, die Tochter serbischer Einwanderer, lesbisch und ungeoutet und Vince, der mit seiner Art die Regeln und Vorgaben nicht ganz so genau zu nehmen immer wieder für Reibungspunkt sorgt. In perfekten Dosen hat das Autorinnen-Duo das sehr interessante Privatleben von Milo und Vince in die Handlung eingeflochten, jedoch im Löwenanteil das von Milo, was meine Neugierde mehr von Everybody’s Darling Vince zu erfahren zusätzlich geschürt hat. Die Nebencharaktere und damit das Team und die beiden empfand ich ebenfalls als handverlesen und haben zu den zwei den perfekten Rahmen gebildet. Der bildhafte und lebendige Schreibstil sorgen von Beginn an für  Kopfkino in Vollendung. Die Morde sind zweifelsfrei von einer gewissen Brutalität und Härte, jedoch beschränkt sich die Beschreibung auf das Nötigste und lässt viel zwischen den Zeilen stehen und lenkt den Fokus mehr auf die damit einhergehenden Botschaften. Langsam und unter stetig steigender Spannung schält sich aus dem Nebel der authentisch geführten Ermittlungen das Thema der sexuellen Gewalt. An mehreren Stellen versucht das Autorenduo den reißenden Fluss der Story durch klassische Ermittlungsarbeiten in ruhige Gewässer zu führen, doch kaum habe ich mich davon einnehmen lassen enden die Kapitel im tiefen Sumpf der grausamen Erlebnissen der Opfer. Die intensive Schreibweise gab mir das Gefühl, als würde ich mit den Opfern den Vorhof zur Hölle betreten. Es war ein Taumeln zwischen Entsetzen und Ohnmacht und unbändiger Wut. Als dunkler Schatten taucht im Fortlauf der Ereignisse die Frage nach Rache und Selbstjusítz auf, die jedoch durch die damit verbundene Frage, wer Täter und wer Opfer ist, durch die geschickte Hand der beiden Autorinnen immer neue Formen annimmt und seine Grenzen ineinander verschwimmen. Bei aller Fiktion enthält dieses Buch auch die ungeschönte Wahrheit, dass Opfer oft nicht die Hilfe erfahren, die sie benötigen oder einfach nicht den Weg zur Hilfe suchen, da sie nicht ein Leben lang mit der Opferrolle gebrandmarkt sein möchten. Deshalb ist dieses Buch mehr als ein Schocker über kaltblütige und grausame Taten, sondern auch ein Mahnmal und ein Ausrufezeichen, der die Nadel meines moralischen Kompass in ständiger Bewegung hielt. In Richtung Finale ging dieser Thriller noch einmal richtig aus dem Sattel. Mehrmals glaube ich mich im sicheren Hafen der Lösung, aber  die beiden Autorinnen haben noch einmal alles ausgepackt, was die Wunderkiste der Thriller Zutaten hergibt und für eine Spannung gesorgt, die ich in diesem Maße bei Thriller lange nicht mehr so intensiv erlebt habe. Obwohl am Ende nicht alle Fragen gelöst wurden und damit für einen unglaublichen Cliffhanger gesorgt hat, war es für mich ein rundum gelungener Auftakt aus dem obersten Regal der Feinkostabteilung der deutschen Thriller. “Stigma” wird mich noch lange in meinen Gedanken begleiten und falls es langsam aus meinen Gedanken verschwindet, kommt es spätestens bei meinen Highlights 2023 wieder zum Vorschein. Ich freue mich jetzt schon über alle Maßen auf ein Wiedersehen mit Milo und auf einen weiteren spannenden Fall in den Straßen von Hamburg.

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Stigma

Autor*in: Lea Adam
Seiten: 396
Veröffentlicht: Januar 2023
ISBN: 3548067220
Verlag: Ullstein Taschenbuchvlg.
Copyright: Ullstein Taschenbuchvlg.