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Als das Böse kam I Ivar Leon Menger

Matthias: Zum ersten Mal habe ich dieses Buch bei Instagram in einer Story von Henri Faber entdeckt, als er sich das Buch zur Wochenendlektüre vorgenommen hatte. Das wunderschön und sehr geheimnisvolle gestaltete Cover hat mich sofort angesprochen und sehr neugierig gemacht. Ich hatte zuvor noch nie was von dem Autor Ivar Leon Menger gehört, was jedoch kein Wunder ist, da es sich bei diesem Buch um sein Debütroman handelt. Der folgende Klappentext hat mich ebenfalls sofort abgeholt und ich war neugierig, was passiert “Als das Böse kam”

Der Klappentext / Die Rückseite des Buches:

Sie leben in völliger Isolation tief in den Wäldern einer kleinen Insel: Mutter, Vater und zwei heranwachsende Kinder in einer Blockhütte, das Festland ist in der Ferne kaum sichtbar. Die 16-jährige Juno und ihr Bruder verbringen die Zeit mit Fischfang, Kuchenbacken und sonntäglichen Gesellschaftsspielen. Und in ständiger Angst. Denn schon auf der anderen Uferseite lauert das Böse. Fremde können jederzeit auftauchen. Und die wollen Rache nehmen für etwas, das der Vater ihnen vor langer Zeit angetan haben soll. Die Fremden werden kommen, um die ganze Familie auszulöschen. Aus diesem Grund hat der Vater einen geheimen Schutzraum gegraben. Dort können sie sich sicher fühlen. Noch …

Meine Meinung:

Es ist Sonntag, es duftet nach Blaubeerkuchen mit Karamell und ein laues Sommerlüftchen durchzieht das Blockhaus mitten im Wald auf einer Insel. Die Bewohner sind eine kleine Familie, bestehend aus Mutter, Vater, dem 12-jährigen Boy und der 16-jährigen Juno. Sie freuen sich auf den wöchentlichen Spielesonntag und es wird beratschlagt, welches Spiel diese Woche dran ist. Wäre in der Schilderung aus der Sicht von Juno im Zusammenhang mit ihrem Zuhause nicht das Wort “Gefängnis” gefallen, hätte dieser Einstieg mir ein Wohlgefühl vermittelt. Sie verstecken sich vor den Fremdlingen der anderen Uferseite, sie wohnen in Nordland und das Böse kommt aus Südland, sie haben ein Schutzraum unter dem Haus, in dem sie zu jeder Zeit flüchten können und dort mehrere Wochen überleben. Juno wird reifer und sie hat Fragen. Wo ist Südland? Wo ist Nordland und wieso müssen wir uns verstecken? Viele Fragen und ausweichende Antworten, bis es zu einer Begegnung kommt, die ihr gewohntes Leben Bahn aus der wirft. Mit dem gesamten Spektrum unserer Sprache schafft der Autor von Beginn an eine Atmosphäre, die nicht nur bis in die Seitenränder aufgeladen ist, sondern versetzt damit auch meine Nackenhärchen in Alarmbereitschaft. Der damit einhergehende Sog gibt mir Juno nicht nur an die Hand, sondern fesselt sie regelrecht an mich. Mit der noch kindlichen Leichtigkeit einer 16-Jährigen habe ich ihre Welt betrachtet und mit dem Wechsel der Ereignisse und Entwicklung der Geschichte in die Sichtweise einer erschütterten jungen Frau gewechselt. Der Autor schlägt eine perfekte Brücke zwischen dem gehorsamen Kind und der jungen Frau, die die Regeln brechen möchte und die Liebe entdeckt. In gleicher Intensität waren die Eltern mit ihrer Scheinheiligkeit gezeichnet, die immer wieder die blanke Wut in mir aufblitzen ließen. Sprachlich ist dieses Buch für mich ein richtiger Schatz. Mit der Kraft der Worte erschafft der Autor nicht nur glasklare Bilder, sondern auch eine Stimmung, die mich regelmäßig völlig starr vor dem Buch sitzen ließen. Wenn der Autor schrieb “Atme Juno”, dann habe ich angefangen, bewusst zu atmen, wenn Juno Schweißperlen auf der Stirn hatte, dann bin ich mir mit der Hand über die Stirn gefahren und es gab mehrer Situationen, in den ich laut “Nein” oder “Stop” gerufen habe – doch alles half nichts. Es ist nicht der Thriller, der mir mit unzähligen Wendungen, der das Blut in den Adern stocken lässt, es sind die mit feiner Nadel gestrickten Momente der Entwicklungen, die diesen Thriller zu einem außergewöhnlichen Leseerlebnis machen und für mich zu einem Pageturner der ganz besonderen Art. Als das Buch auf die Zielgerade einbog, ist die Story noch einmal so richtig aus dem Sattel und mein Gefühlszentrum in ein Beben versetzt. Meine “Happy End” Wünsche wurden mit jeder Seite größer, aber ob es am Ende so war..? Das Buch hat sich für mich zu keinem Zeitpunkt nach einem Debüt angefühlt, eher wie ein“alter Hase”, der ganz genau weiß er den Leser für sich gewinnt. Nachdem ich das Buch beendet hatten, waren sofort kleinere Umbaumaßnahmen fällig. Ich musste in meinem Regal für ganz besondere Bücher und dort, wo sich auch meine Lieblingsautoren aufreihen, Platz für dieses Buch schaffen. Direkt neben Henri Faber, meinem letzten Zuzug. Der Platz in meinem Lese-Herz war hingegen ohne größere Aufwand möglich und war sofort bezugsfertig. Danke für dieses Erlebnis!

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Als das Böse kam

Autor*in: Ivar Leon Menger
Seiten: 320
Veröffentlicht: Juli 2022
ISBN: 3423263393
Verlag: dtv Verlagsgesellschaft
Copyright: dtv