Matthias:Schon sehr lange hatte ich den ersten Teil “Winterland” von Kim Farber und Janni Pedersen auf meinem „Lesezettel“. Nicht nur meine große Schwäche für skandinavische Krimis – und insbesondere die aus Dänemark – haben mich neben dem folgenden und sehr interessant klingenden Klappentext dazu bewogen, dieses Buch zu lesen.
Der Klappentext:
Ein schrecklicher Mord erschüttert die verschlafene dänische Provinzstadt Sandsted: Ein Mann wird brutal erschlagen aufgefunden, seine Ehefrau ist verschwunden. Keiner hat etwas gesehen, es gibt keine Spuren, kein ersichtliches Motiv. Martin Juncker, einer der besten Mordermittler Dänemarks, übernimmt den Fall. Wegen eines verhängnisvollen Fehlers aus Kopenhagen nach Sandsted versetzt, leitet er dort die kleine Polizeistation und kümmert sich darüber hinaus noch um seinen dementen Vater. Ein eher beschauliches Leben. Bis zu dem spektakulären Mordfall. Junckers ehemalige Kollegin Signe Kristiansen arbeitet noch immer in Kopenhagen. Sie freut sich auf ein beschauliches Weihnachtsfest mit der Familie, als eine Bombe auf dem Weihnachtsmarkt in der Innenstadt explodiert. Signe steht an der Spitze der Jagd auf die Täter, doch alle Spuren verlaufen im Sand – bis ein anonymer Tipp den Fall in eine Richtung lenkt, die ihre schlimmsten Befürchtungen übersteigt.
Meine Meinung:
Nach einem Paukenschlag-Prolog lande ich in einem Familienidyll bei Ikea und in dem Leben der Ermittlerin Signe. Leider hält der vorweihnachtliche Friede nicht lange, da eine Explosion auf dem Weihnachtsmarkt in Kopenhagen den sofortigen Einsatz der Ermittlerin erfordert. Etwas weiter im Land lerne ich Martin Junckersen – genannt Juncker kennen der (wieder) zu Hause bei seinem Vater wohnt und als Leiter einer neuen Dienststelle in der kleinen Gemeinde eingesetzt wird. Schnell wird auch seine ländlich harmonische Welt durch einen Doppelmord unterbrochen und er und sein neues Team stehen vor einer großen Herausforderung. Ausführlich und in aller Liebe zum Detail werden die beiden auf Anhieb sympathischen Charakter und die Leben der beiden Ermittler vorgestellt. Ich habe mich sehr gefreut, dass Signe und Juncker nicht mit diesem oftmals typischen Ermittlergepäck ausgestattet waren – wenn überhaupt mit Problemen, dann mit welchen, die mitten aus dem Leben sind. Langsam und mit stetiger steigender Spannungskurve entwickeln sich die beiden Fälle mit sehr interessanten Hintergründen. Das Buch war für mich wie ein großes 2000er Puzzle. Die beiden Autoren haben zunächst und mit aller Sorgfalt und Liebe zum Detail den Rahmen geschaffen, den sie dann in weiteren und nicht weniger spannenden Kapiteln immer mehr ausgefüllt haben. Schnell wird klar, dass es in beiden Fällen um IS Terror bzw. um rechtsradikale Hintergründe geht. Normalerweise sind beiden Themen nicht unbedingt meins und bei denen ich niemals bewusst zu einem Buch greifen würde. Überraschenderweise sind diese Themen jedoch sehr gut verständlich ausgearbeitet, dass ich völlig fasziniert und gebannt war. In authentischer Ermittlungsarbeit werden auf der Suche nach den Tätern und der Wahrheit einzelne Teilchen gefunden, eingesetzt und ergeben zunehmend ein Bild – oder werden unpassend zunächst zur Seite gelegt. Gebannt habe ich darauf hingefiebert, bis der Aufbau der Fälle endlich die Schnittmenge erreicht hatte, wo die beiden Fälle miteinander verwoben wurden. Mit geballter Kraft und clever durchdachter Handlung wurden auf das Finale hin gesteuert und die fehlenden Teilchen an ihren Platz gesetzt. Doch damit war der Zenit und das Ende noch immer nicht erreicht und die beiden Autoren habe um das Bild noch einmal einen Rahmen gebastelt, der mich noch einmal die Luft anhalten ließ. Ein sehr gelungenes Debüt des Journalisten Ehepaares Kim Farber und Janni Pedersen. Das Buch ist für mich einer der facettenreichsten Hochleistungskrimis, den ich seit Langem gelesen habe. Die perfekt aufeinander abgestimmte Mischung aus dem Leben der Ermittler (mit aller Emotionalität) und dem hoch brisanten und leider sehr zeitgemäßen Thema von antisemitistischen Terrororganisationen mit all seinen abscheulich und menschenverachtenden Zellen ist einfach nur wow, wow und noch mal wow. Ich freue mich jetzt schon auf den zweiten Teil „Todland“, der am 27.12. erscheint. 5 von 5 Sterne
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