Matthias: Die Bücher von Harlan Coban sind schon viele Jahre ein fester Bestandteil in meinem Lesejahr. “Was im Dunkeln liegt” ist der zweite Teil der “Wilde-Reihe”, die jedoch durchaus auch als Einzelband gelesen werden kann. Ich habe mich schon sehr auf ein Wiedersehen mit dem „Jungen“, der im Wald gefunden wurde, gefreut und war neugierig, ob er in diesem Teil nun endlich Antworten auf seine Fragen erhält.

Der Klappentext / Die Rückseite des Buches:

Privatdetektiv Wilde ist dafür bekannt, jedem Geheimnis auf die Spur zu kommen. Das größte jedoch trägt er selbst mit sich herum. Denn als kleiner Junge wurde er in den Wäldern der Appalachen gefunden – ohne Erinnerung, wie er dort hinkam, ohne jegliches Wissen über seine Eltern. Seither ist er auf der Suche nach seiner Vergangenheit. Als er eines Tages endlich eine heiße Fährte aufnimmt, stellt sich heraus, dass seine mysteriöse Herkunft mit einem aktuellen Vermisstenfall verknüpft scheint – und mit einem vermeintlichen Selbstmord. Und je näher Wilde seiner eigenen Geschichte kommt, desto gefährlicher wird seine Suche …

Meine Meinung:

Ohne Anlauf bin ich wieder an der Seite von Wilde. Wild wurde als kleiner Junge Wald ausgesetzt, in dem er mehrere Jahre ohne fremde Hilfe überlebt hat. So kam er auch zu seinem Namen. Nun hat er es endlich geschafft, über eine Online-DNA-Datenbank seinen Vater ausfindig zu machen. Doch dieser ist keine große Hilfe, da er sich aufgrund der Vielzahl der Frauen nicht wirklich erinnern kann, wer die Mutter sein könnte. Ein weiterer Tiefschlag auf der Suche nach seiner Herkunft. Dann erhält er von einem weiteren DNA-Portale wieder eine Nachricht über eine weitere Übereinstimmung und eine Nachricht von demjenigen, mit dem er die Übereinstimmung hat, doch die Nachrichten sind schon einige Monate alt und das Konto mittlerweile gelöscht. Mit Hilfe seiner Pflegeschwester ermittelt er den Absender der Nachricht und entdeckt, dass es sich um eine Person des öffentlichen Lebens handelt und die seit einiger Zeit spurlos verschwunden ist. Wilde wäre nicht Wilde, wenn er nicht alles daran setzen würde, endlich Antworten auf all seine Fragen zu bekommen, um so endlich mehr über seine Herkunft zu erfahren. Statt Antworten gerät er jedoch plötzlich in einen Sumpf aus DNA-Portalen, Internet-Trolls und einer Reality-TV-Show – und wäre das noch nicht genug gerät er auch noch in den Fokus des FBI. Da dieses Buch eigentlich eine Fortsetzung ist, jedoch auch als Einzelband gelesen werden kann, war ich nach kurzen Rückblenden wieder mitten im Leben von Wilde. Sein Schicksal hat mich schon im ersten Teil sehr berührt und der Autor weiß gleich zu Beginn, welche Knöpfe er drücken muss, um diese Gefühle wieder zu aktivieren. Auf den ersten Blick ist sein Name “Wilde” Programm und er gibt sich als harter Mann und Modell “einsamer Wolf“, doch immer wieder kommt auch der kleine verlassene Junge aus dem Wald durch und man kann eigentlich gar nicht anders als ihn zu mögen. Nach nur wenigen Seiten gab es auch wieder ein Wiedersehen mit der Anwältin und TV-Größe Hester Crimstein, die auch schon in anderen Büchern von Herrn Coban immer wieder zum Einsatz kam. Ihre sehr direkte und humorvolle Art versprüht den Charm der etwas durchgeknallten Alten und ist genau nach meinem Geschmack. Sie ist eine Art Ersatzmutter für Wilde und egal in welcher Situation, sie steht zu ihm und kämpft, wenn es sein muss wie eine Löwin für ihn. Die beiden verbindet auch eine gemeinsame Geschichte um ihren verstorbenen Sohn David. Die Story ist von Anfang an ein geschickt geknüpftes Gerüst um die Seuchen unserer Zeit. Es zeigt, wie Mobbing im Internet Leben zerstören kann und wie Machtlos die Polizei den Wirrungen und der Anonymität des World Wide Web gegenübersteht. Total gefesselt hat mich auch der Blick hinter die Kulissen einer bekannten Reality-TV-Show. Wilde taucht auf der Suche nach dem TV-Star und der Suche nach seiner Familie in all diese Sümpfe ein und droht mehrmals darin zu ersaufen. Wie ein Rettungsanker erscheint in diesen Situationen die Beziehung zu seinem Patenkind und seiner Mutter. Mit den beiden genießt er den sicheren Hafen einer kleinen Familie und die damit einhergehenden Gefühle, fühlt sich aber in gleichem Maße eingeengt und seht sich wieder zurück in seine gewohnte Einsamkeit im Wald. Die kurzen und von ständig steigender Spannung durchzogenen Kapitel haben Stück für Stück ein unfassbares Bild ergeben, dass die komplette Klaviatur eines außergewöhnlichen Thrillers bespielt hat. Was zunächst als kleine Suche nach Antworten zu seinen Eltern begonnen hat, war am Ende ein Netzwerk aus Machenschaften und großen Geheimnissen. Wird Wilde Ende dennoch erfahren, wer ihn alleine im Wald ausgesetzt hat und wer seine wahren Eltern sind? Ich möchte nur so viel verraten, der Titel “Was im Dunkeln liegt” ist Programm und nicht alles was im Dunkel liegt will auch gefunden werden.