Matthias: In der Verlagsvorschau Frühjahr 2021 war „Trauma – kein Entkommen“ von Christoph Wortberg als „Highlight“ angekündigt – der Auftakt zu einer Trilogie. Das spannend aussehende Cover und der folgende Klappentext haben mich sehr neugierig und ich wollte wissen, ob es auch für mich ein Highlight im Lesejahr 2021 sein wird. Der dtv Verlag hat uns zum vorablesen freundlicher Weise das Buch als Ebook zu Verfügung gestellt – das Buch haben wir in unserer regionalen Buchhandlung bestellt.
Der Klappentext:
Die tiefsten Abgründe der menschlichen Seele. Zwei Tote, der eine ertrunken in einem See, der andere erstickt in einem Kühlschrank. Die Parallelen zwischen den Fällen sind frappierend: Hier wie dort stirbt ein schwer traumatisierter Mann unter Umständen, die an jenes Erlebnis erinnern, das die Traumatisierung ausgelöst hat. Handelt es sich wirklich um Suizide, wie es die Obduktion nahelegt und der Psychoanalytiker Dr. Hanning bestätigt? Genau das bezweifelt die Münchner Mordermittlerin Katja Sand. Doch je tiefer Katja gräbt, desto mehr wird sie von ihrer eigenen Vergangenheit eingeholt.
Meine Meinung:
Die ersten Seiten waren für mich wie eine Lawine. Ich habe mit viel gerechnet, jedoch nicht, dass mich das Buch mit so einer Wucht erfasst. Ehrlich gesagt, war ich froh, dass es nach dem Einstieg etwas ruhiger wurde, denn in der Schärfe wie es begonnen hat, hätte ich das nicht durchgehalten.
Die Hauptprotagonisten scheinen mir wirklich Handverlesen. Mit den Ermittlern Katja Sand und Rudi Dorfmüller hat der Autor wirklich 10 von 10 Punkten abgeräumt. Wie könnte es auch anders sein, so hat natürlich einer der beiden, in dem Fall Katja Sand, jede Menge privates „Gepäck“ – sogar traumatisches „Gepäck“. Das spielt in dem Zusammenhang mit dem zu ermittelnden Morden natürlich eine Rolle. Perfekt platziert wird immer ein Kapitel eingestreut, dass sowohl das Privatleben von Katja beschreibt, jedoch auch Parallelen oder Ansätze von Parallelen zu dem Fall hat. Die Dialoge zwischen Rudi und Katja sind der Knaller. Klar, ehrlich, direkt und von einem gnadenlos guten Portion Humor. Der Fall um die beiden Leichen ist sehr spannend aufgebaut und die wirklich sehr klein eingestreuten Teilchen, diese ergeben nur sehr langsam und mit einer unglaublichen Spannung ein Bild. Immer wieder wird ein Kapitel mit der anfänglichen Wucht eingestreut, nach dem ich wie vom Donner gerührt von dem Buch saß. Mein Gedanke war nur: „Wie kann man nur so abartig gutschreiben?“ Das habe ich mich übrigens mehrfach in dem Buch gefragt. Herr Wortberg hat eine Art zu schreiben, die mir zuvor in dieser Art noch nicht begegnet ist. Dieser Autor ist ein Wortakrobat von höchstem Prädikat. Es ist dieser wahnsinnige Detailreichtum an Sprache mit dem er ganz nach Belieben mit meinen Gefühlen gespielt hat. Stellenweise ist er wie ein Zahnarztbohrer der auf den Nerv trifft und aber gleichzeitig wie eine Daunendecke. Wem kein menschlicher Abgrund zu tief ist und kein „Wortberg“ zu hoch, für den ist das Buch genau richtig. Ich freue mich schon sehr auf die Fortsetzung „Trauma- Kein vergessen“ die im August erscheint.
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