Matthias: Schon im Frühjahr habe ich in den Vorschauen die neue Reihe von A.K. Turner „Tote schweigen nie“ entdeckt und der kleine Vorschautext hatte meine Neugier geweckt. Als das Buch nun endlich erschienen ist, war ich sehr überrascht über die äußere Aufmachung des Buches. Es handelt sich um ein Hardcover Buch, bei welchem jedoch die „Hülle“ nicht abzunehmen ist. Sicherlich gibt es da einen Fachausdruck dafür, aber ich finde es einfach außergewöhnlich und wunderschön. Genauso toll und begeistert wie vom Äußeren des Buches, war ich von folgendem Klappentext.

Der Klappentext:

Als Assistentin der Rechtsmedizin ist die Londonerin Cassie Raven schräge Blicke gewöhnt. Möglicherweise ist auch ihr Gothic-Look mit zahlreichen Piercings und Tattoos nicht ganz unschuldig daran – ebenso wie ihre Überzeugung, dass die Toten mit uns sprechen, wenn wir nur ganz genau hinhören. Obwohl Cassie schon unzählige Körper seziert hat, war noch nie jemand darunter, den sie kannte oder der ihr gar etwas bedeutet hätte. Bis eines Tages ihre geliebte Mentorin auf dem Seziertisch landet. Cassies Chef behauptet, deren Tod in der Badewanne sein ein Unfall gewesen. Doch der Körper der Toten erzählt eine andere Geschichte.

Meine Meinung:

Buch auf und schon stand ich in der Leichenhalle am Sektionstisch bei Cassie und mitten in ihrem Leben. Die offene und sehr lebendige Schreibweise hat es möglich gemacht, dass dieses Buch ohne Anlauf seine volle Sogwirkung entfacht hat. So ungewöhnlich wie ihr Äußeres ist auch ihr liebevoller, fast schon zärtlicher Umgang mit den Toten. Das tiefe Einfühlungsvermögen, die Sensibilität und den großen Respekt und die Zwiegespräche mit ihren „Gästen“ haben mir mehr wie einmal eine Ganzköpergänsehaut bereitet. Eines Tages öffnet sie einen Leichensack und entdeckt darin einer der wichtigsten Menschen in ihrem Leben: Mrs. E – ihre Lehrerin und Mentorin. Da sie nicht an einen plötzlichen Tod von Mrs. E glaubt und auch einiges dagegenspricht, begibt sie sich auf Spurensuche. Bei einem anderen Fall lernt Cassie die „zugeknöpfte“ Polizistin Phyllida Flyte kennen. Nach einem äußerst holprigen Start der beiden hilft sie Cassie ihre Gedanken und Spuren nach der Wahrheit um den Tod von Mrs. E zu verfolgen. Das ist nur die Spitze der Handlung, die von Beginn an von einer sehr starken Grundspannung und in gutem Tempo vorangetrieben wird und zur Mitte und dem Ende hin in den Hochspannungsmodus wechselt. Meine Faszination war in ständigem Wechselbad zwischen Begeisterung für die Charaktere und dem hoch spannenden Fall. Die beiden Frauen sind sehr vielschichtig, äußerst authentisch und mit einer Portion Eigenheiten ausgestattet, die man einfach mögen muss. Die Vergangenheit von Cassie ist genau so spannend und perfekt eingebunden wie die der stocksteifen Ermittlerin Phyllida und sind geschickt als Erzählstrang im Erzählstrang eingebaut. Die Geschichte wird in ständigem Wechsel aus der Sicht von Cassie und der Sicht von Flyte geschrieben, das gibt den Kapiteln in guten Längen noch einmal eine zusätzliche Dynamik. Immer wieder hat mein Thriller-Hirn Impulse empfangen, die sich für mich zu einem eigentlich klaren Bild der Umstände und Zusammenhänge zusammengesetzt haben, doch Frau Turner hatte andere Pläne. In sehr bedachten Abständen hat die Autorin immer wieder neue Ansätze und geschickte Wendungen eingestreut, die es geschafft haben, dass ich das Buch nicht aus den Händen legen konnte. Das äußerst clevere und gut durchdachte Netz der Geschichte hat dann am Ende auch zu einem Grandefinale geführt, wo ich nicht recht wusste, ob ich ein Tränchen vergießen soll oder völlig bescheuert vor dem Buch sitzen sollte und klatschen. Was ein wirklich gelungener Auftakt einer neuen spannenden Reihe. Ich hoffe, dass zum einen ganz bald eine Fortsetzung erscheint und zum anderen, dass es ganz vielen Teile dieser für mich ganz besonderen Reihe geben wird. 5 von 5 Sterne.