Wenn ein neues Buch von Herrn Fitzek erscheint, dann ist es ja nicht nur ein neues Buch von Herrn Fitzek, nein, es ist ein Ereignis! Zum klassischen Fitzek, der einmal im Jahr im Super-Limited-Edition-Special-Einband wahlweise mit aufblasbarer Waschmaschine, mit Kickstart oder einfach nur so, mit Super-Limited-Edition-Special-Einband in Platin Carbon Sonderlackierung oder in der „Handwerker Version“ Vollwaschbar bis 60 Grad (Duftedition ist noch in Arbeit) – erscheint, gibt nun mindestens einmal im Jahr noch ein Buch von Fitzek und wer auch immer gerade Lust und Zeit hat. Dieses Mal fiel Wahl auf Micky Beisenherz. Ein Thriller mit einem Co-Autor, der den Vornamen eines all time Disney Klassiker trägt und ein Cover, das selbstbewusst die Farben einer Tapete aus der ABBA Hochzeit trägt, macht durchaus was her und neugierig. Als treuer Jünger der Neuerscheinungen war ich sehr gespannt, was sich hinter dem Klappentext und vor allem hinter der ersten Zeile des Klappentextes verbirgt: „Dieses Buch kann neben einer extrem spannenden Handlung auch Spuren von Humor enthalten”.
Der Klappentext:
Carl Vorlau, mysteriöser Patient einer psychiatrischen Privatklinik, behauptet, vor Monaten die siebenjährige Pia entführt und an einen geheimen Ort verschleppt zu haben. Über seine Tat will Vorlau nur mit einem einzigen Menschen reden – dem ebenso humorvollen wie unkonventionell arbeitenden Literaturagenten David Dolla, dem Vorlau ein diabolisches Angebot macht: Der Agent soll ihm einen Verlagsvorschuss von einer Million Euro verschaffen, für einen Thriller mit dem Titel „Ich töte was, was du nicht siehst“. Ein Geständnis in Form eines True-Crime-Romans über das Schicksal der kleinen Pia! Als Belohnung verspricht Vorlau, Dolla zu einem Helden zu machen, der das Mädchen in letzter Sekunde vor dem sicheren Tod rettet. Sollte Dolla den Auftrag jedoch ablehnen, will Vorlau nicht nur Pia sterben lassen, sondern auch das Leben des Agenten für immer zerstören …
Meine Meinung:
Wenn der Prolog ein Vorgeschmack auf das Buch ist, dann wird es spannend und auch wohl ziemlich schräg. Und genau so kam es dann auch…irgendwie, mehr oder weniger. Ich lerne den erfolgreichen Literaturagenten David Dolla kennen, dessen doch recht angenehmes Leben ins Wanken gerät als über seltsame Wege der vermeintlichen Kindesentführer Carl Vorlau in sein Leben tritt. Er stellt David eine Bedingung. Entweder David schreibt ein Buch über die Ereignisse, die in den folgenden Tagen passieren werden und handelt bei einem großen Verlag ein Vertrag für ihn mit einem Vorschuss von einer Million aus, oder die Entführte Pia wird sterben. Ziemlich zeitgleich wird Davids Verlobte Isolde von einem Unbekannten überfallen. Die Ereignisse überschlagen sich und in Davids Leben sitzt kein Stein mehr auf dem anderen. Selbst seine geliebte Freundin Isolde ist irgendwie nicht, die, für die er sie hält. Was hat Isolde mit der Entführung der kleinen Pia zu tun? Die sehr lebendige Beschreibung hat mir nicht nur David, sondern auch von allen anderen Protagonisten ein ganz klares Bild vor Augen gezaubert – sympathisch, liebevoll, aber auf keinen Fall „normal“ und mit ganz besonderen Merkmalen ausgestattet. Da ist die kettenrauchende Penelope Karlslowski, die Sekretärin von David oder der türkische Clan Chef, der unter einem weiblichen Pseudonym Liebesromane schreibt, nur die Spitze des skurrilen Eisberges. Die Handlung hatte durchaus sehr spannende Ansätze und hat von Anfang an das große Rätselraten in Gang gesetzt, jedoch ist die Story in einem „Achtung, ich bin lustig Schreibstil“ völlig untergegangen. Ich war nach ein paar Kapitel total überfordert und wusste nicht mehr wo mir der Kopf steht. Eine einzige Aneinanderreihung Humor geschwängerte Vergleiche und Gegenüberstellung: tatatata, WIE hahaha – oder – tatatata, ALS hahahaha. Ich würde mich durchaus als humorvoll bezeichnen und ich liebe Bücher deren Schreibweise immer wieder eine gute Portion Humor mitführt, aber das war zu viel des Guten. Stellenweise hatte ich sogar Angst, dass mich auf einer der nächsten Seite ein Clown anspringt oder Lacher aus dem Buch dröhnen, so wie man es von amerikanischen durchschnittlichen Comedy Formaten kennt. Ich bin mir nicht mehr ganz sicher, ob ich mich im letzten Drittel des Buches an die Schenkelklopfer-Hybriden gewöhnt hatte oder die Kalauer-Parade abgeebbt ist, jedenfalls fand ich das Buch dann richtig spannend, sodass ich mich belohnt gefühlt hatte, dass ich es nicht vorher aufgeben habe. Langsam haben sich aus den gesammelten Einzelteilen ein Bild sichtbar geworden, dass mich in typischer Thriller-Manier abgeholt und begeistert hat mit einer Auflösung wo der typische Fitzek zum Vorschein gekommen ist. Für mich war das Buch sehr lehrreich denn nun weiß ich, dass Humor einen Thriller durchaus töten kann.
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