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Schnee I Yrsa Sigurdardóttir

Matthias: Yrsa Sigurdardóttir gehört wohl zu den bekanntesten isländischen Autorinnen und dennoch habe ich bisher noch nie ein Buch von ihr gelesen. Mit diesem Einzelband sollte sich das nun ändern. Der Klappentext von “Schnee” klingt jedenfalls schon mal nach spannenden Lesestunden und ich war neugierig, ob Yrsa Sigurdardóttir auch mein Thriller Herz erobern kann.

Der Klappentext / Die Rückseite des Buches:

Was zwang die Freunde, sich mitten im harten Winter im isländischen Hochland zu bewegen, in Dunkelheit und Schneestürmen? Und warum verließen sie das kleine Obdach, das sie hatten, kaum bekleidet und den harten Bedingungen vollkommen ausgeliefert? Ein Rettungsteam wird in die abgeschiedene Gegend geschickt, um nach den Vermissten zu suchen. Währenddessen gehen an der einsam gelegenen Radarstation in Stokksnes seltsame Dinge vor sich. Nichts ist so, wie es scheint: Sei es die Blutlache, die im unberührten Schnee fernab der Zivilisation entdeckt wird, oder der kleine Kinderschuh, der Jahrzehnte nach der Vergrabung wiedergefunden wird …

Meine Meinung:

Nach einem eher ruhigen, aber schon von einer Prise Nervenkitzel durchzogenen Prolog lerne ich in einem Zeitsprung eine Woche davor, Dröfin kennen. Gemeinsam mit ihrem Mann und einem sehr eng befreundeten Ehepaar wollen sie auf eine Tour ins verschneite Hochland Islands. Vor einigen Wochen haben sie den Geologen Haukur kennengelernt, der ihnen erzählt hat, dass er in nächster Zeit zu einer Messstation aufbrechen wird. Schnell wurde in der Rotwein-Runde beschlossen, den Geologen zu begleiten. Ein Abenteuer, das die Gruppe in große Gefahr bringt. Dann der nächste Strang und ich lande im Leben von Johanna. Sie ist Teil eines Rettungsteams, das auf der Suche nach vermissten Touristin ist, die sich unverständlicher Weise zu dieser völlig verschneiten Jahreszeit total verantwortungslos in das Hochland Island begeben haben. Allen, die an der Suche beteiligt sind, ist klar, dass die Gruppe bei den Temperaturen nicht mehr am Leben sein kann. Das ist auch Johannas Mann klar, der Kommissar ist und die Suche anführt. In der dritten Perspektive lerne ich Hjörvar kennen, der seit kurzem in der abgelegenen Radarstation arbeitet. Mysteriöse Vorkommnisse lassen ihn mehr und mehr an seinem Verstand zweifeln, zumal er von einem schrecklichen Ereignis aus der Vergangenheit dieser Station erfahren hat. Doch was hat das mit den vermissten Gruppe zu tun? Das war eine der Fragen, die ich mir von Beginn an und im ständigen Wechsel der einzelnen Sichtweise gestellt habe. Auf den ersten Blick nichts. So bin ich in die jeweiligen Situationen eingetaucht und ein spannendes, nicht näher zu beschreibendes Kribbeln war von Anfang an mein Begleiter.
Sehr bildhaft beschreibt die Autorin die weiße, eintönige und schroffe Landschaft genauso wie die ständig wechselnden Gefühle der sehr gut ausgearbeiteten Charakter. Angst, Wut, Erleichterung, Erschöpfung und Verzweiflung waren die vorherrschenden Gefühle in diesem Thriller. Als die Beteiligten in allen Perspektiven immer wieder Stimmen hören und Dingen sahen und spürten, gesellten sich zu dem ohnehin schon gut gefüllten Emotionscocktail Mystik und Grusel als allgegenwärtiger Partner. Ich war von diesem Mix so ergriffen, dass ich in diesen Momenten wieder an Monster im Schrank oder unter dem Bett geglaubt habe. Besonders berührt hat mich das Schicksal von Dröfin. Durch die Ereignisse der  Helfer wusste ich, was das Schicksal für Sie bereithält und dennoch habe ich mit ihr gelitten und gehofft, dass es am Ende doch anders ausgehen wird. Sehr lange hat die Autorin die von Spannung und Beklemmung geschwängerten Handlungsstränge  parallel laufen lassen und nur ganz langsam zu einem mit großen Überraschungen gepflasterten Bild geformt. Von ganz besonderer Raffinesse fand ich die Verknüpfung der Leben. Hier hat sich aus mehreren kleinen Wow Effekten ein Minuten langer offener Mund-Effekt ergeben, der mich nicht nur begeistert, sondern regelrecht umgehauen hat. Alleine dafür gehört der Autorin schon die volle Punktzahl für diesen Thriller gutgeschrieben. In dieser Art formt sich dann im Finale ein Bild, dass ich mir so niemals ausgemalt hätte. Ich kann gar nicht mehr sagen, ob ich mehr Tränchen im Auge hatte oder Gänsehautanfälle nur eines weiß ich ganz gewiss: Das ich restlos begeistert war von diesem außergewöhnlichen und düsteren Thriller. Wenn man sich auf dieses Buch einlässt, ist es ein richtiges Grusel-Spektakel.  5 von 5 Sterne

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Schnee

Autor*in: Yrsa Sigurdardóttir
Seiten: 345
Veröffentlicht: August 2022
ISBN: 3442759528
Verlag: Btb
Copyright: Btb