Matthias: An “Poppy” von Kristine Getz war als Thriller-Fan kein Vorbeikommen mehr möglich. Überall auf den einschlägigen Buchseiten ist mir dieses Buch wie eine ständig blinkende Leuchtreklame erschienen. Der Hinweis, dass es sich bei dem Buch um den Auftakt einer neuen Reihe handelt, habe mich zunächst davon abgehalten, nach diesem Buch zu greifen. Jedoch hat mich meine neue große Neugierde zur Leseprobe. geführt und schon nach wenigen Seiten war es um mich passiert.
Der Klappentext / Die Rückseite des Buches:
Vier Stunden nachdem die berühmte Osloer Bloggerin Lotte Wiig ein Bild ihrer zweijährigen Tochter Poppy gepostet hat, verschwindet das Kind. Die Entführung erschüttert ganz Norwegen, denn Millionen von Menschen folgen dem Leben des bezaubernden Mädchens Tag für Tag. Erst vor Kurzem wurde ein anderes Kind entführt, das zwölf Stunden später wieder auftauchte. Ist es der gleiche Täter? Kommissarin Emer Murphy erfährt von der Entführung aus den Medien, doch wegen einer psychischen Erkrankung darf sie im Moment nicht arbeiten. Aber Emer will dieses Kind unbedingt finden, denn Poppy berührt etwas in ihr. Etwas, das sie längst vergessen wollte.
Meine Meinung:
Auf den ersten Blick eine kleine und ganz klassische Familie. Mutter Lotte, Vater Jens und die 2-jährige Poppy. Doch das Familienleben findet nicht hinter verschlossenen Türen statt , sondern in der Öffentlichkeit. Die Eltern betreiben als Influencer einen Blog – Lottes Looks. Was als Mode Blog begonnen hat, ist mittlerweile ein durch Jens geschürter sehr erfolgreicher “Mama-Blog” und die kleine Poppy der Star. Sie schrecken selbst nicht davor zurück, Produkte zu bewerben, gegen die das Kind allergisch ist. Alles dreht sich um Werbeverträge, Klicks und Likes. Die Welt ist immer auf dem Laufenden, was in der Familie gerade passiert. Der Geburtstag von Lotte, wie könnte es natürlich anders sein, wird wirksam vor der Fangemeinde ausgebreitet und dass sich Lotte und Jens an diesem Tag in einem Spa-Resort aufhalten und die kleine Poppy bei ihrem Großvater verweilt. Dann verschwindet Poppy… Spurlos. Da vor kurzem schon einmal ein Kind im gleichen Alter verschwunden ist und 12 Stunden danach wieder aufgetaucht ist, gibt es Hoffnung, dass es bei Poppy auch so sein wird – doch sie bleibt verschwunden. Nach einem Zusammenbruch ist die Ermittlerin Emer Murphy gerade wieder dabei, sich zurück in den Alltag zu kämpfen. Sie erfährt von dem Fall der verschwundenen Mädchen und wirft kurzerhand alle ihre Therapiepläne über Bord und steigt ohne darüber nachzudenken und zur Verwunderung ihrer Kollegen in den Fall ein. Schnell wird klar, dass in der heilen Welt der Influencer Familie große Geheimnisse stecken und langsam fördert sich ein Familiendrama mit einem Sumpf aus Hass, Lügen, Eifersucht und einem Füllhorn an dunklen Geheimnissen zu Tage. Gleich zu Beginn baut sich in allen Kapitel eine anschwellende Spannungskurve auf, die mich mitten in das Leben der Protagonisten katapultiert. In kurzen Kapitel und die damit einhergehenden Perspektivwechsel bekomme ich schnell einen guten Einblick und konnte mich auch gut in die Charaktere hineinversetzen. Besonders die Ängste der Mutter waren für mich sehr ergreifend. Das Handeln der Familie hat mich regelrecht erschüttert. Die zur Schaustellung und die damit verbundene Gier nach Ansehen und Reichtum über das Wohl des Kindes hat mich sprachlos gemacht. Diese Neuzeit-Pest der Posts und Likes und das eigene Lebens ins “Schaufenster” zu stellen wurde immer wieder aus unterschiedlichen Sichtweisen mehr oder weniger kritisch beleuchtet. Die beiden Ermittler Emer und Mons haben mich von Beginn an begeistert. Beide Charakter sind äußerst facettenreich und auf Fortsetzung ausgelegt, jedoch gefällt mir schon jetzt, was sich hinter diesen beiden starken und doch sehr unterschiedlichen Charakteren entdeckt habe. Bei Emer wird schon in diesem Teil der Seelenvorhang immer wieder ein großes Stück gelüftet, jedoch glaube ich eher dass das nur ein Bruchteil dessen ist wohin sich die Ermittlerin noch entwickeln kann.Mons wird in diesem Teil eher über seine starke Äußerlichkeit und seine gute Ermittlungsarbeit dargestellt, jedoch glaube ich das auch bei Ihm noch ganz viel hinter der schroffen Fassade steckt. Die Polizeiarbeit ist sehr authentisch und von Anfang an sehr fesselnd in verschiedenen Ansätzen geführt und manche Ansätze haben sich entweder verfestigt oder sich völlig überraschend als falsche Fährte herausgestellt. Das Rätsels Lösung und was mit Poppy geschehen ist, blieb bis zum Schluss nicht zu erahnen und hat am Ende zu einer Auflösung geführt, die mich sehr schockiert und in gleichem Maße begeistert hat. Ein sehr gelungener Auftakt, der sich der Aufmerksamkeitspest unsere Zeit annimmt und die Folgen daraus eindrucksvoll und erschüttert darstellt.
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