Matthias: Alle Jahre kommt der Zirkus Fitzek in Stadt. Schon Wochen vorher wird der beste Platz dazu vorbereitet und gebannt schaut man, welche PR Kampagne man sich in diesem Jahr ausgedacht hat. Höher, weiter, Schneller und ganz viel Tamtam. Wird in diesem Jahr vielleicht der Zylinder aus dem Kaninchen gezaubert? Springt der brennende Reifen durch einen weißen Elefanten, der dabei nur auf dem Rüssel balanciert? Schon Wochen vorher ist der Zirkus bis auf die letzte Sitzschale ausverkauft. Es wird spannend. Dann ist es endlich so weit. Bunte und auffällig bedruckte und jedes Jahr größer werdende Zugmaschinen dröhnen durch die Stadt und zeigen den Menschen, auf was sie wochenlang voller Neugierde hingefiebert haben: Tusch, Trommelwirbel, Schriftbanner am Airbus A 380, eine Flagge wir auf der Mondoberfläche aufgestellt: Licht aus – Spot an:“Playlist” ein Buch und eine CD. Die Masse kreischt, Damenoberbekleidung wird hysterisch geworfen und es gibt kein Halten mehr. Ich liebe es – und die Show beginnt. Ich drücke „Play“.
Der Klappentext:
Die 15-jährige Feline Jagow verschwindet auf ihrem Weg zur Schule spurlos. Von ihrer Mutter beauftragt, stößt Privatermittler Alexander Zorbach auf einen Musikdienst im Internet, über den das Mädchen seine Lieblingssongs hörte. Das Erstaunliche: Die Playlist wurde nach Felines Verschwinden geändert. Steckt in der Auswahl der Songs ein versteckter Hinweis auf Felines Entführer und wohin sie verschleppt wurde? Lies das Buch, höre die Songs, rette das Mädchen.
Meine Meinung:
Wie eine vertraute Hand auf einem Spaziergang umklammert mich von Beginn an der Wohlfühl-Schreibstil von Herrn Fitzek und führt mich in die Geschichte. Schnell wird der Spannungsregler auf „Play“ gedreht, der mich in das Leben der Familie Jagow und der entführten Feline. Feline wurde entführt und es gibt seit Wochen kein Lebenszeichen, bis sie in einem Lieferwagen vor ihrem Elternhaus auftaucht, doch der rettende Vater lässt sie im Lieferwagen zurück … Schnell werden erste Nadelstiche gesetzt, die mich sofort erstaunen ließen. Die Mutter beauftragt Alexander Zorbach, ein ehemaliger Polizist und nun Journalist, der gemeinsam mit der blinden Alina, die vor Jahren gemeinsam auf der Jagd nach dem “Augensammler” waren. Der Fall um Feline weist einige Gemeinsamkeiten auf und das Besondere: Der Täter ist immer noch auf freiem Fuß. Plötzlich entdecken die beiden, dass Feline einen MP3-Player bei sich hat, in dem sie in den vergangenen Tagen die Playlist verändert hat. Wie kann das sein. Was haben die Songs für eine Bedeutung? Geben Sie Hinweise? Ich glaube, ich gehöre in dem Fall zu den Glücklichen, die den “Augensammler” noch nicht gelesen haben und so war das Buch und die Ermittler ein unbeschriebenes Blatt. Ich war von Beginn an total bewegt von der sehr düster angelegten Geschichte. Alex Zorbach und die blinde Alina waren mir von Anfang an sehr sympathisch und ich konnte mir das ungleiche Paar sehr gut vorstellen. Immer wieder werden Sprünge in die gemeinsame Vergangenheit eingebaut, sodass ich vieles von ihrer Beziehung verstehen konnte. Von Beginn an hat die Geschichte eine tiefe Sogwirkung und das Tempo, mit dem Herr Fitzek einem durch seine Bücher peitscht, ist für mich jedes Mal genauso faszinierend wie die aus dem nichts wachsenden Irrungen und Wendungen. Das “Playlist-Rätsel” war natürlich von sehr großer Bedeutung, jedoch ist in der Story so dermaßen viel passiert, dass es für mich nicht den Raum eingenommen hat, wie ich es vermutet hätte. Jedoch muss ich hier einfach meinen Hut ziehen für die außergewöhnliche und perfekt die Idee. Mehr wie einmal habe ich probiert, das ganze Geflecht zu durchschauen, doch egal wie schräg oder um die Ecke ich gedacht habe, war es schlussendlich anders als von mir ausgemalt. Das Ende, wie der Spannungsknoten gelöst wurde, ist von gleicher Art und Güte wie Rest des neuerlichen Bestseller von Herrn Fitzek. Es ist einfach ein Fitzek, den ich alle Jahre mit einer gewissen Skepsis lese-nicht zuletzt, weil ich das ganz Tamtam im Vorfeld faszinierend, aber auch gleichzeitig unnötig empfinde. Selbst wenn Herr Fitzek eine Packungsbeilage für Nasenspray veröffentlicht, werden die Apotheke aus allen Fugen platzen. Er ist und bleibt ein Phänomen. 5 von 5 Sterne
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