Matthias:„Da fängt das neue Lesejahr ja richtig gut an“. Das waren meine Gedanken, wie ich entdeckt habe, dass Romy Hausmann‘s neues Buch gleich Anfang Januar erscheint. Ich glaube, dass ich mich durchaus als Fan von der Schreibkunst von Frau Hausmann bezeichnen würde und nachdem ich Sie dann auch einmal persönlich kennenlernen durfte – tja, zack: schockverliebt. Mit „Liebeskind“ und Sätzen „Hannah, du bist schon ein großes Mädchen“, hat Sie mich genauso begeistert wie Millionen, andere auch – und bis heute nicht mehr losgelassen. Nun hoffe ich mit der neuen „Hausmannskost“ „Perfect Day“ auf ein „Perfect Book“. Der folgende Klappentext verspricht schon mal ganz feiner Nervenkitzel.
Der Klappentext:
Meine kleine Prinzessin. So allein. Du zitterst ja, du armes Ding. Komm mit mir, hab‘ keine Angst. Bei mir bist du sicher. Ich bringe dich an einen geheimen Ort, mein Herz, aber vorher müssen wir hier im Wald noch ein paar rote Schleifen verteilen, schau … Seit vierzehn Jahren verschwinden Mädchen im Alter zwischen sechs und zehn Jahren. Rote Schleifenbänder weisen der Polizei den Weg zu ihren Leichen. Vom Täter fehlt seit vierzehn Jahren jede Spur. Eines Abends wird der international renommierte Philosophieprofessor und Anthropologe Walter Lesniak im Beisein seiner Tochter Ann verhaftet. Die Anklage: zehn Morde an jungen Mädchen. „Professor Tod“ titelt die Boulevardpresse. Doch Ann wird die Unschuld ihres Vaters beweisen. Für sie und die LeserInnen beginnt eine Reise in die dunkelsten Räume der menschlichen Seele …
Meine Meinung:
Was für ein Auftakt! Der Gefühls – und Spannungstreibende Schreibstil hat mich gleich zu Beginn gepackt. Ann’s Leben gerät innerhalb von Minuten aus den Fugen – nichts ist mehr wie es war. Ann glaubt nicht, dass ihr gerade verhaftete Vater der 10-fache Kindermörder und als „Schleifenmörder“ bekannte Mann ist. Ein Abgrund tut sich auf, der sie droht zu verschlingen. Getrieben vom Schock und der Erinnerung an Ihre perfekte Kindheit mit Ihrem Vater begibt Sie sich auf Spurensuche. Wenn Ihr Vater nicht der Mörder ist, wer dann? Nicht nur der Zufall hilft ihr eine Spur zu finden, sondern auch Jacob..ein Freund…? Auf der Suche nach der Wahrheit taucht Ann in eine Welt aus fast unerträglichen Gefühlen aus Angst, Hoffnung und starken Zweifeln. Die Geschichte wird zunächst aus der Sicht der Mitte 20-jährigen Hauptprotagonistin Ann geschildert und führt mich in ihr in Trümmern liegende Leben, aber auch in Ihre Kindheit, in die ihre heile Welt mit ihrem Vater, wo Sie in verschiedenen Altersstufen ihre Gefühle beschreibt: Wut-Einsamkeit-Sicherheit-Enttäuschung-Verbundenheit. Das hat mich sehr berührt. Dieser unglaublich perfekt umgesetzte sprachliche Spagat, die Dinge in der Einfachheit, der Reinheit und der Naivität aus den Augen eines Kindes zu schreiben und dann wieder der Rücksprung in die Gefühlswelt der jungen Frau – meisterhaft und Gefühle pur. (Das hat Frau Hausmann ja auch in Perfektion in “Liebeskind” gezeigt) In der weiteren Geschichte tauchen noch zwei weitere von Anfang an sehr aufgeladene Erzählstränge auf – der eine so anmutig wie ein gut erzähltes Märchen – der andere das Interview mit der Bestie. Das war zunächst etwas verwirrend, doch mit dem Fortschritt der Geschichte werden diese beiden Stränge zu prallen und zum Zerreißen spannenden Ballons aufgeblasen und haben mir schubweise immer wieder eine maßgeschneiderte Gänsehaut beschert. Mit der sehr authentischen Beschreibung von Ann hatte ich das Gefühl, dass mir die Autorin nicht nur die Seele von Ann offenbart hat, sondern ich hatte auch das Empfinden, das ich mit Ann auch eine Freundin auf Zeit hatte, der ich unbedingt helfen wollte. Okay, manchmal hat sie mich mit ihrer „Kopf durch die Wand-Mentalität“ und den Anflügen von Paranoia auch genervt. Aber ist das in der Situation nicht auch verständlich? Der Wechsel der Handlungsorte war schon ziemlich für Fortgeschrittene: Aus der pulsierenden und niemals schlafenden Hauptstadt Berlin in das beschauliche Einöd Schergel im tiefsten bayrischen Wald – aber auch hier hat mich der typische Schreibstil der Autorin ziemlich weich umgebettet, sodass es meiner Begeisterung keinen Abbruch getan hat. Die durch die Ereignisse mühevoll gesammelten Puzzleteilchen, die für mich mit der Zeit ein immer klareres Bild abgezeichnet haben, hat die Autorin in geschickter Thriller-Manier immer wieder zu Milchglas geschrieben und mit geschickter Hand immer neue Nadelstiche gesetzt. Das Tempo und die Kapitellängen waren sehr gut auf den jeweiligen Strang angepasst und am Ende oftmals ein unglaublicher “Köder” eingesetzt, dass ich das Buch nicht aus den Händen legen konnte. .und mit einem Ende….sehr raffiniert, Frau Hausmann.Wieder einmal hat es Frau Hausmann geschafft, mir sämtliche Art von Gefühlen aus den den hintersten Ecken meines Leseverstandes zu kehren. Tiefe, Gefühle und Hochspannung im Gleichklang: Danke, Frau Hausmann! 5 von 5 Sterne
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