Matthias: Wir freuen uns immer sehr, wenn uns Autoren anschreiben und uns ihre Bücher vorstellen. Leider ist es nicht immer möglich, alle Bücher zu lesen. Das bedauern wir wirklich sehr. Im Fall von “Merano Mortale” von Elisabeth Florin waren die ersten Zeilen der Leseprobe genau nach meinem Gusto und ich musste unbedingt wissen, wie es weitergeht. Wieso haben ich dieses Buch zuvor nicht entdeckt? Das liegt sicherlich am Cover, denn ich bin nicht der größte Freund von Fotoaufnahmen auf dem Cover. Ich mag es gerne etwas grafisch verpackt und gerne etwas auffälliger. Die Rückseite des Buches ist wirklich nur ein kleiner “Gruß aus der Schreibküche” und gibt einen Vorgeschmack auf eine tolles Krimimenü.
Der Klappentext:
Ispettore Emmenegger hat als neuer Chef der Meraner Mordkommission alle Hände voll zu tun. Seine Nachbarin Lisa Granelli wird bei einer frühmorgendlichen Gassirunde erschlagen. Vom Täter fehlt jede Spur, und Feinde hatte Granelli viele. Als Leiterin der Kreditabteilung einer Meraner Bank stürzte sie so manchen in den finanziellen Ruin. Doch Emmeneggers erster Fall wird zur echten Bewährungsprobe, denn die Indizien sprechen eine klare Sprache: Der Hauptverdächtige ist er selbst.
Meine Meinung:
Skurril, fast schon verstörend hat mich dieses Buch in Empfang genommen. Ein Mann auf Krücken läuft durch eine voll besetzte Innenstadt, während sich langsam sein Bademantel öffnet und Blicke freigibt …. Nachdem ich meine Grinse-Muskulatur wieder im Griff hatte, ging es jedoch so oder ähnlich weiter, jedoch 3 Tage zuvor und lerne Ispettore Emmenegger kennen. Der schmeichelnde Schreibstil nimmt mich genauso in Empfang wie die wunderschöne Beschreibung der traumhaft gelegenen Stadt Meran. Fast schon wehmütig sehnt Emmenegger sich mal wieder nach einem richtigen Fall. Kaum ist der Wunsch ans Universum geschickt, schon geschieht tatsächlich ein Mord und Emmi, wie er liebevoll genannt wird, nimmt mit seiner Kollegin Eva die Ermittlungen auf. Zu seinem völligen Entsetzen ist die Tote nicht nur eine ranghohe Mitarbeiterin der örtlichen Bank, sondern auch seine Nachbarin. Kaum hat sich der erste Schock gelegt, gerät er selbst unter Verdacht und damit ist die Fahnenstange an Kuriosität noch lange nicht erreicht. Schon nach kurzer Zeit hat das Buch seine volle Wirkung entfacht und ich konnte mich dem liebevoll geschriebenen Sog nicht entziehen. Bei den Protagonisten hat die Autorin wirklich ein sehr interessantes Potpourri erschaffen. Neben Emmenegger und Eva sind da noch Dude und Hellboy, beide Mitglieder des örtlichen Motorradklubs Flying Taifl und gute Freunde zu Emmenegger (wo Emmenegger selbst Mitglied ist) und Paul. Paul ist eine Art Ziehsohn von Emmi und ich gleichem Maße schräg wie liebenswert wie eigentlich der ganze Ensemble. Die Ermittlungen in dem Fall sind durchaus von guter Polizeiarbeit, jedoch ist der Unterhaltungsfaktor dieses Buches wesentlich höher wie die authentische Kriminalarbeit. Dennoch ist die Vorgehensweise sehr klar und logisch aufgebaut und auch von einer guten Grundspannung durchzogen. Immer wieder werden geschickt neue Aspekte eingeflochten und neben dem Hauptverdächtigen Kommissar um weitere Kandidaten erweitert. Bei allen Anstrengungen, diesen gut gestrickten Fall zu lösen, spielt auch die Liebe eine nicht unerhebliche Rolle und mehrfach konnten die eingebauten Romanzen mein Herzchen erreichen und erweichen. Mit guter Hand und Liebe zum Detail wird in nahezu alles Kapitel die wunderschöne Landschaft und die traumhafte Stadt Meran eingebunden das schafft in aller Kapitel noch einmal einen ganz besonderen Flair und passt perfekt in die Emons Verlag Reihe “Sehnsuchtsorte”. Zum Ende hin hat die Autorin ganz ordentlich am Gashebel gedreht und ist mit Vollgas in die Auflösung gerauscht. Doch selbst alles alle Karten auf dem Tisch lagen, hat Frau Florin noch einmal zu einem völlig unvorhersehbaren Nachschlag ausgeholt. Wow! Ein wirkliches, liebenswerter Mix aus Spannung, Liebe, wunderschöner Landschaft, einer ordentlichen Portion von schrägem Humor.
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