Matthias: Im vergangenen Jahr habe ich mit „Der Keller“ mein erstes Buch von Sabine Thiesler gelesen und war von der Schreibweise und Story total begeistert – jedoch hatte das Buch trotz guter Spannung für meinen Geschmack immer wieder ein paar Längen wodurch die Spannung immer wieder in ein Loch gefallen ist. Nun habe ich mit „Im Versteck“ das neue Buch der Autorin entdeckt und aufgrund des vergangenen Buches nicht nur den folgenden Klappentext gelesen, sondern auch die Leseprobe, die mich ohne Anlauf total gefesselt hat und mich dazu gebracht hat der Autorin auf jeden Fall eine zweite Chance zu geben.
Der Klappentext:
Der gut situierte Fotograf Paul Böger kauft sich in den toskanischen Bergen ein Haus. Es liegt am Ende eines kaum befahrbaren Weges und ist völlig verwahrlost. Paul kündigt seinen Job und zieht sofort in die eigentlich unbewohnbare Hütte ein. Von nun an vermeidet er jeden menschlichen Kontakt und versteckt sich in der Einsamkeit. Denn er ist auf der Flucht. Auf der Flucht vor sich selbst und seinem unbezwingbaren Trieb, Schlimmes zu tun.
Meine Meinung:
Schon von der ersten Seite an bin im Leben von Paul Böger und auf der Suche nach einer entlegenen Immobilie in den Bergen der Toskana. Wieder einmal ist es der Autorin gelungen, mir von Beginn an wunderschöne Bilder der Toskana vors geistige Auge zu zaubern. Jeder Satz war wie ein Gemälde. In unglaublicher Tiefe und Intensität beschreibt die Autorin liebevoll die traumhaften Farben der Landschaft, die Düfte, das Licht, sodass ich am liebsten die Koffer gepackt hätte. Würde auf dem Cover nicht Thriller stehen, so hätte es auch der Beginn eines wunderschönen Romans oder auch eines sehr guten Reiseführers sein können. Doch wer schon einmal ein Thriller der Autorin gelesen hat, der weiß genau, dass das nur die Ruhe vor dem Sturm ist. Paul möchte sein altes Leben in Hamburg hinter sich lassen und in den Bergen der Toskana neu anfangen. Da er sich das Traumhaus nicht wirklich leisten kann, reist er gemeinsam mit seiner Mutter nach Italien, um ihr das Haus schmackhaft machen und hofft, dass seine vermögende Mutter ihn unterstützt. Doch dann geschieht ein tragisches Unglück…. Ab diesem Zeitpunkt entfacht das Buch die ganze Bandbreite eines guten Thrillers und erzeugt eine stetig steigende Spannung. Mit jedem weiteren Kapitel und in gut platzierten Rücksprüngen in die Vergangenheit habe ich Paul und seine Beweggründe und aber auch seine Abgründe besser kennengelernt und war entsetzt, wie Frau Thiesler diesen Charakter ausgestattet hat. In meinen Sympathien zu Paul Böger war ich ständig zwischen Mitleid, Hass, Trauer und Wut hin und hergerissen. Der intensive Schreibstil hat mich tief in die Psyche von Paul eintauchen lassen und meine Gefühlswelt sehr kräftig durcheinandergeschüttelt. Wie sich mit der Zeit herausstellt, ist Paul nicht nur Opfer, sondern auch Täter. Frau Thiesler hat auch in diesem Thriller wieder handverlesene Nebencharakteren geschaffen. Egal ob es Donnie, der Freund von Paul ist oder die Dorfbewohner der idyllischen Gemeinde in der Toskana – alle sind in perfektem Maß in die Geschichte eingebettet. Wer von der Autorin vielleicht schon das letzte Buch „Der Keller“ gelesen hat, der darf sich auf ein Wiedersehen mit dem sehr sympathischen italienischen Ermittler Neri und seiner Frau Gabriella freuen. Ich muss gestehen, dass in den 592 Seiten jede Menge Protagonisten die Bühne betreten, jedoch habe durch die kurzen Kapitel zu keinem Zeitpunkt den Überblick verloren. Das Paket von „Im Versteckt“ ist unglaublich und wechselt gerade in der zweiten Hälfte immer wieder zwischen Thriller und Psychothriller mit Wendungen, die mich eiskalt erwischt haben und ich mehrmals tief Luft durch die Schneidezähne ziehen musste. Ich konnte das Buch ab der Hälfte gar nicht mehr aus den Händen legen und bin nur so durch die Seiten geflogen und auf ein Ende zu, das mich mit einem wow und mehr wie einem Tränchen im Auge vor dem Buch sitzen ließ. Ganz, ganz großes Kino und hoffe, dass es auch im nächsten Jahr wieder eine Thiesler-Thriller-Reise in die wunderschöne Toskana gibt. 5 von 5 Sterne.
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