Matthias: Im Jahr 2020 war “Halligmord” von Greta Hennig für mich ein Jahreshighlight. Nun sind schon fast zwei Jahre vergangen und endlich ist mit “Halligzorn” die Fortsetzung dieser Krimireihe um die sympathische Ermittlerin Minke van Hoorn erschienen. Ich war sehr gespannt, ob mich die Fortsetzung auch wieder so begeistern kann. Der folgende Klappentext klingt jedenfalls mal wieder nach spannenden Stunden auf der Hallig.

Der Klappentext:

Es ist ein wunderschöner Sommer auf Midsand. Badegäste trudeln ein, die nordfriesische Sonne scheint und abends bietet sich ein grandioses Naturschauspiel. Das „Meeresleuchten“ färbt die Nordsee fluoreszierend blau. Dann geschieht das Unfassbare: Am Abend des großen Sommerfests wird ein totes Mädchen in der blau leuchtenden Brandung gefunden. Die siebzehnjährige Leonie trägt noch die Friesentracht und einen Blumenkranz im Haar – sie wurde ermordet. Aber von wem und warum? Kommissarin Minke van Hoorn jagt den Mörder und muss ein Geflecht aus Lügen und Hass entwirren, das sich über die Hallig zieht

Meine Meinung:

Nach einem kurzen und düstern Prolog, der im Jahr 1392 (!!!) spielt, bin ich wieder in der Gegenwart und ein unendlich heißer Sommer hat es sich auf der Hallig Midsand gemütlich gemacht. Minke dümpelt in der Hitze vor sich hin und außer ein paar Taschendiebstählen und einem entlaufenen Pudel ist auf der kleinen Polizeistation nicht viel los. Dann kommt plötzlich Bewegung auf die kleine und ansonsten gemütliche Hallig. Bei den durchgeführten Ausgrabungen wird der bisher größte Fund gestohlen – ein Pferd aus Bernstein. Doch damit noch nicht genug, als am Rande des alljährlichen Traditionellen altfriesischen Abend ein junges Mädchen mit einem Eispickel erstochen aufgefunden wird. Minke und ihre neue Assistentin Lisa sind zunächst ratlos. Alle Ermittlungsansätze laufen zunächst ins Leere. Oder hängen die beiden Taten vielleicht sogar zusammen? Obwohl der erste Teil schon eine Zeit zurücklag, habe ich mich sofort wieder an die liebevollen Halligbewohner und vor allem an Minke van Hoorn und ihre Familie erinnert und meine Begeisterung entfacht.Doch der neue Star dieser Reihe ist für mich eindeutig die neue Assistentin Lisa Röhrle aus dem Schwabenländle. Die Autorin hat mit Lisa eine Charaktere aufs Spielfeld geschickt, die mit ihrer redseligen Art für die doch etwas steifen und kühlen Minka der perfekte Gegenpol ist. Das gibt diesem Hallig-Krimi eine ganz besondere Note, in dem die Autorin immer wieder den schwäbischen Dialekt einfließen lässt und hat mir mit Lisa’s gebabbel immer wieder ein breites Schmunzeln ins Gesicht und ihren Mitmenschen große Fragezeichen in die Pupillen gezaubert. Die Mission „Pferdle“ war für Lisa wie geschaffen. Die Fälle waren ein sehr eng geknüpftes Geflecht, dass die beiden Ermittlerinnen nur mit viel Mühe und in kleinen Stücken entknoten konnten. Neben den beiden Fällen ging es immer wieder um eine 1392 von der Flut verschluckte Insel, wo man der Sage nach noch heute die Kirchturmglocken davon läuten hört. Frau Hennings hat in einer zweiten Ebene die letzten Tage dieser Insel geschildert, dass zu der sonnigen Gegenwart eine ganz dunkle und beklemmende Atmosphäre und Mystik geschaffen hat. Ich wusste zwar, wie diese Insel ihr Ende finden wird, dennoch war es sehr spannend, in die Zeit und die Situation einzutauchen und vor allem war ich sehr neugierig, was die Ereignisse mit der Gegenwart zu tun hatten. Die Ermittlungen empfand ich zunächst etwas unspektakulär schon fast etwas träge, jedoch hat die wunderschöne Landschaft und die Bilderbuchcharaktere es dennoch zu einem kurzweiligen Buch gemacht. Die Story war zwar immer wieder von einer gewissen Grundspannung unterlegt, jedoch hat sich die Autorin das große Krimigefühl bis zum Schluss aufgehoben, dass dann bei der Auflösung zu einem unglaublichen Wow-Effekt geführt hat. Sehr schade fand ich, dass die lang erwartete Fortsetzung nur 299 Seiten hatte. Nun heißt es wieder einmal warten auf ein Wiedersehen mit den wundervollen Halligbewohnern. 4,5 von 5 Sterne
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