Matthias: Im vergangenen Jahr war ich von „Das Spiel“ nachhaltig Jans schön Beckgeistert. Für mich war dieses Buch das Jahreshighlight im Genre Thriller. Das Spiel hat wirklich große Spuren in meinem Lesejahr hinterlassen und so war ich natürlich sehr gespannt, ob „Die Nacht“ diese Fußspuren ausfüllen kann. An der Stelle möchte ich mich auch bei Jan Beck für das signierte Exemplar bedanken. Der folgende Klappentext verspricht jedenfalls wie einmal große Thriller-Stunden.

Der Klappentext:

Als Hanna sich während eines Gewitters im dunklen Wald verläuft, scheint ihre größte Angst wahr zu werden – doch sie weiß nicht, dass ihr das Schlimmste noch bevorsteht … Ein paar Stunden später tritt ein Unbekannter, der sich selbst Der Nachtmann nennt, an die Öffentlichkeit: Fünf Menschen hält er in Glaskästen gefangen, und Nacht um Nacht wird einer von ihnen sterben – es sei denn, jemand schafft es, eine seiner Forderungen zu erfüllen. Sofort wird Europols Topermittlerin Inga Björk auf den Fall angesetzt. Als Leiterin der Sondereinheit für Serienverbrechen kennt sie die menschlichen Abgründe. Zusammen mit Christian Brand begibt sie sich auf die Suche nach einem Täter, der nichts dem Zufall überlassen hat. Entdecken Sie die Serie mit Suchtpotenzial. Eine fulminante Thriller-Reihe, bei der Sie alle Bücher auch unabhängig voneinander lesen können!

Meine Meinung:

Ich habe mich sehr auf das Wiedersehen mit Björk und Brand gefreut, denn die beiden sehr besonderen und mit vielen Eigenheiten ausgestatteten Ermittler waren für mich bis heute unvergesslich. Leider oder auch zum Glück musste ich auf das Wiedersehen mit den beiden etwas warten, denn ohne Anlauf hat dieses Buch schon in den ersten Seiten alle Ebenen eines Thrillers entfacht. Fesselnd, spannend, mystisch, grausam. Hanna wird auf einer Wanderung in einem dunklen Wald überwältigt und entführt. Was sich anhört wie der Klassiker, ist nur der Einstieg und die alleroberste Spitze des Eisberges. Kaum habe ich die ersten Schrecksekunden verkraftet, so wurde die Geschichte aus den Perspektiven der anderen Protagonisten geschildert. Herr Beck weiß genau, wie Pageturner geht und hat die viele Charaktere wieder einmal perfekt und ohne dass man den Überblick verliert ins Spiel gebracht. Die Idee und die Zusammenhänge sind eine Klasse für sich. Die Opfer in einen Glaszylinder zu sperren und im Zufallsprinzip durch Dominosteine ihrer „Strafe“ zuzuführen – mehr geht nicht. Es hat mich ein bisschen an eine Kindersendung erinnert: „Ob ihr wirklich richtig steht, seht ihr, wenn das Licht angeht“ jedoch in sehr makabrer Art und Weise. Das ist in der Darstellung und Ausführung in gleichem Maße bizarr wie erschreckend und ich bin mehrmals mit aufgerissenen Augen und trockenem Mund vor dem Buch gesessen. Die Kapitel sind außer kurz und total auf den Punkt auch aus verschiedener Sichtweise und oftmals auch aus unterschiedlichen Zeiten geschrieben. Herausragend und für mein Dafürhalten preisverdächtig ist der Erzählstrang des kleinen Benni. Die Wahl der Worte und die Gedanken aus Sicht der 7-jährigen Kinderseele hat mich zu Tränen gerührt und auch gegen den Automatismus einer Ganzkörpergänsehaut konnte ich mich nicht erwehren. Neben dieser Hochspannungsgeschichte hat man in diesem Teil einen weiteren Einblick in das Leben von Björk und Brand erfahren, wobei der Vorhang um Brand etwas weiter gelüftet wurde. Die Ermittlungsarbeiten waren wie im letzten Teil im Vergleich zu dem Rest der Story sehr normal, jedoch ist die besondere Begabung von Björk dieses Mal mehr zum Tragen gekommen. Immer wieder werden total und niemals voraussehbare Wendungen und Spannungsfunken gezündet, die dann zum Ende hin ein riesiges und grandioses Spannungsfeuerwerk abfackelt haben. Für mich war es kein Thriller aus dem obersten Regal, sondern ganz klar aus der Vitrine der spannenden Kostbarkeiten!

5 von 5 Sterne.