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Der Zoom-Killer I Chris Meyer

Matthias: Im vergangenen Jahr war “Der Blutkünstler” von Chris Meyer ein Buch, das mir noch lange nach dem Lesen im Gedächtnis geblieben ist und mich in gleichem Maße begeistert wie erschüttert hat. An dieser Stelle möchte ich zunächst einen peinlichen Fehler aus meiner letztjährigen Rezension richtigstellen. Ich habe mehrfach DER Autor geschrieben, aber Chris Meyer ist DIE Autorin. Linus Geschke hat mich darauf aufmerksam gemacht und meine Gesichtsfarbe war den Rest des Tages einfach nur Blutkünstler-Schamesrot. Danke Linus – sorry, Frau Meyer. Dennoch habe ich mich sehr gefreut, nun mit dem “Zoom-Killer” endlich den zweiten und wieder sehr spannend klingenden Teil in meinen Händen zu halten. Frau Meyer war so freundlich und hat uns drei signierte Bücher mit dem wunderschönen, aber schwer zu fotografierenden Cover zur Verfügung gestellt und wir freuen uns sehr, diese an Euch verlosen zu dürfen.

Der Klappentext:

Video an, Mikrofon aus. Eine weitere Videokonferenz. Doch dann huscht ein Schatten über den Bildschirm. Du zoomst ran – und plötzlich ist überall Blut. Ein Teilnehmer wird mit einem Messer angegriffen. Du hörst seine Schreie, siehst wie er langsam und präzise vor laufender Kamera gequält wird. Und das Schlimmste ist: Du darfst nicht wegschauen…

Meine Meinung:

Schon wieder versprühe ich das dringende Gefühl, mich bei der Autorin entschuldigen zu müssen. Sicherlich ist dieses Buch mit viel Mühe, Recherche und Herzblut geschrieben. Und was mach ich? Ich lese dieses Buch an nur einem Tag weg. Es tut mir leid, Frau Meyer!!! Beim nächsten Teil werde ich probieren, es mir besser einzuteilen. Zu meiner Verteidigung. Es ging einfach nicht anders. Buch auf und ich wohne einem Zoom-Meeting bei, wo plötzlich im Hintergrund und aus dem Nichts eine schwarz gekleidete Person auftaucht, der dem vor der Kamera sitzenden ein Messer an die Kehle hält und allen Teilnehmer mitteilt, dass ihre Computer und Handys gehackt sind –  Hilfe Rufen ist unmöglich und der Blick von dem, was Sie sehen, abzuwenden ist für das Opfer tödlich. Sie müssen dabei zuschauen, wie das Opfer Stück für Stück grausam zu Tode kommt …..  Schon nach ein paar Sätzen startet die Autorin das Förderband aus gewaltigem Schreibstil und knisternder anlaufender Grundspannung, die mich unaufhaltsam in das Geschehen fördert. Sofort war das bekannte Team um den BKA-Profiler Tom Bachmann wieder am Start und hat die Ermittlungen aufgenommen. Wie schon im ersten Teil macht Tom es einem nicht leicht, ihn sympathisch zu finden und eine Verbindung aufzubauen. Seine unnahbare Art begründet sich sicherlich in seinen schrecklichen Erlebnissen, die im vergangenen Teil angerissen und in diesem Teil noch mehr Tiefe bekommen haben. Entsetzt von der Brutalität, gefesselt von der Geschichte und über alle Maße begeistert von Intensität der Schreibweise bin wie paralysiert in die Story eingetaucht. Bei den Ermittlungen hat die Autorin eine gute Balance zwischen den Zeitgemäßen und in dem Fall notwendig technischen, aber auch der klassischen Ermittler Arbeit gefunden. Gebannt bin ich den jeweiligen Ansätzen gefolgt und vor allem mit dem Profiler Wissen die Psyche des Täters zu entschlüsseln. Das Buch ist gut getimt in mehrere Stränge aufgeteilt, die mich ins Jahr 1991 in Toms Kindheit führen, aber auch in das Leben des Killers und in das Leben von Toms Vater Rudolf Bachmann. Wie auf Schienen bin in den einzelnen Strängen gefolgt und Frau Meyer hat dabei die ganz große Klaviatur der Gefühlswelten bespielt. Immer wieder hat mir die Autorin mit einfachen, aber wirkungsvollen Worten klare Bilder beschert und so nicht nur eine Gänsehaut, sondern diese ganz besondere Fingernägel-auf-Kreidetafel-Gefühl gegeben, dass mir bis an die Enden der Nervenbahnen gegangen ist.Mehr als mir lieb war, habe ich in die tiefsten Abgründe oder Kloaken der menschlichen Seelen geschaut und mich mit Schreck geweiteten Augen vor dem Buch sitzen lassen. Das Ende und die Auflösung war nicht nur großes Kino, sondern ganz großes Kino – 3-D mit Dolby Digital und allem Pipapo. Bei aller Begeisterung möchte ich jedoch auch den Hinweis aussprechen, dass dieses Buch ein Ironman für die Nerven ist und auf keinen Fall für Menschen mit schwachen Mägen. Ich würde sagen, dass FSK 16! Eigentlich hätte ich die Rezension auch mit einer Textzeile von Klaus Lage beschreiben können: “…und es hat “Zoom” gemacht!” Wieder ein Beweis, welch grandiosen Autorin wir in Deutschland haben. 5 von 5 Sterne 

 

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Der Zoom-Killer

Autor*in: Chris Meyer
Seiten: 380
Veröffentlicht: Mai 2022
ISBN: 3548063772
Verlag: Ullstein Verlag
Copyright: Ullstein Verlag