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Der Mordclub von Shaftesbury – Eine Tote bleibt selten allein I Emily Winston

Matthias:Schon wieder ein “Mordclub-Krimi”? Das waren meine ersten Gedanken, als ich in den Vorschauen den “Mordclub von Shaftesbury” entdeckt habe. Ich bin ein großer Fan der “Donnerstagsmordclub-Reihe” von Richard Osman und habe dadurch auch meine Leidenschaft für englische Cosy-Krimis entdeckt und freue mich alljährlich auf das schrägen Protagonisten Sortiment mit seinen spannenden Fällen. Meine große Neugierde hatte jedoch mal wieder das letzte Wort und wollte unbedingt wissen, was sich hinter dem doch recht auffälligen Cover verbirgt. Ein Blick in die Leseprobe und es war klar, dass ich unbedingt wissen musste, wie es mit Penelope St. James weitergeht – und ein bisschen Glamour zu unserem 700. Beitrag kann auch kein Fehler sein, oder? 

Der Klappentext / Die Rückseite des Buches:

Penelope will in Shaftesbury eine Partnervermittlungsagentur eröffnen, doch der Anfang ist schwierig: Handyempfang gibt es nur auf dem Friedhof, und ihr neuer Nachbar Sam ist ausgerechnet Tierarzt, mit Tieren kann Penelope nun wirklich nichts anfangen. Als sie sieht, wie eine Frau überfahren wird, ist sie misstrauisch, denn sie glaubt nicht an einen Unfall. Zusammen mit Sam und ein paar Dorfbewohnern stößt sie auf ein altes Geheimnis des Ortes – das weitere Opfer fordern wird, wenn Penelope nicht schnell den Mörder findet.

Meine Meinung:

Auf zu neuen Ufern. Penelope St. James möchte ich dem kleinen Örtchen Shaftesbury eine Niederlassung der Partnervermittlung “Golden Sunshine & Luxery Club” eröffnen. Ihrem Chef zufolge gibt es in dem abgelegenen und idyllischen Örtchen jede Menge einsame, aber vor allem wohlhabende Herzen, die dringend zusammengeführt werden müssen und somit führen die Wege von Penelope St. James nach Shaftesbury. Sie kommt aus London und kann mit dieser für sie schlimmen Dorfidylle überhaupt nichts anfangen und hasst alles, was Fell und Federn hat – und wie könnte es anders sein, sind die angemieteten Räume für ihre Agentur genau neben einer Tierarztpraxis. Als wäre das noch nicht genug, so gibt es dort Handyempfang nur auf dem Friedhof und Internet ist quasi gar nicht vorhanden. Um nach den ersten aufregenden Eindrücken den Kopf freizubekommen, beschließt sie, die Gegend beim Joggen etwas näher zu entdecken. Das einzige, was sie dabei entdeckt, ist eine schwer verletzte Frau im Straßengraben und ihren Hund. Was zunächst wie ein Unfall aussieht, lässt Penelope keine Ruhe und so steckt sie ihre Nase nicht nur diese, sondern auch in viele andere Angelegenheiten und ein großes Abenteuer beginnt. Nach wenigen Seiten ging in meinem Mundwinkel die Sonne auf und ein breites Grinsen hat sich sofort häuslich eingenistet. Penelope hat sich mit dem typischen Klischee einer Stadtlady mit Aszendent Tussi sofort in mein Herz geschlichen. Der sehr lebendige Schreibstil ist wie die Abfolge eines Daumenkinos und zaubert mir wunderschöne Bilder der kleinen Dorfidylle, aber auch von den sehr gut ausgearbeiteten Protagonisten auf die Netzhaut. Mit  aus dem Leben gegriffenen und von feinem Humor durchzogenen Dialogen untermalt die Autorin die Szenerie perfekt und ich habe nicht den Hauch einer Chance, mich dem Zauber dieses Buchs zu entziehen. Dabei ist es nicht nur Penelope, die mich total begeistert, denn auch alle anderen Charaktere sind für diesen Cosy-Krimi wie maßgeschneidert. Angefangen vom Tierarzt Sam mit seiner 8-jährigen Plaudertaschen-Tochter Lilly, dem Pub Besitzer Luke bis hin zu dem alten Earl mit seinem Pfau Erwin. Das ist nur die Spitze des menschlichen Potpourris, dass sich im Verlauf zu einem noch größeren, liebevollerem und schrägen Haufen aufgetürmt hat. In der ersten Hälfte kommt das Buch eher als Roman daher und ist immer wieder von zauberhaften Rosamunde Pilcher Momenten durchzogen, die ohne Anlauf einfach nur direkt ins Herz gehen. In regelmäßigen Abständen kam es immer wieder zu Szenen, die mich laut lachen ließen und ich konnte mich minutenlang nicht mehr einbekommen. Ob es nun das Eichhörnchen-Pipi war, dass ein romatisches Abendessen sprengt oder ein Swimming-Pool, der sich als ein Froschteich herausstellt und der Penelope fast umbringt ist mindestens genauso herrlich wie die der Skandal um die gemeine (Killer-) Ackerwinde, die droht das ganz Dorf zu vernichten – und damit ist noch lange nicht genug. Eine Szene wird mir ganz besonders in Erinnerung bleiben, denn damit hatte ich einen Lachanfall im Wartezimmer von meinem Zahnarzt, den auch eine FF2 Maske nicht zurückhalten konnte. Den Blicken und Reaktionen der Fachkräfte und Mitpatienten nach zu urteilen ist ein Lachflash beim Zahnarzt  wohl eher etwas Seltenes. Tja, schuld war dieses Buch, dass sich in der zweiten Hälfte immer mehr zu einem sehr spannenden Krimi entwickelt und mich mit wehenden Begeisterungsfahnen durch die Seiten gezogen hat. Im Gleichklang mit den Ereignissen hat Penelope eine wahre Metamorphose durchlaufen, die diesem kurzweiligen Leseerlebnis einen ganz besonderen Zauber verliehen hat. Natürlich, hat die Autorin mit “Tussi kommt aus der Stadt und alle finden sie irgendwann ganz toll” das Rad nicht neu erfunden und es scheint absehbar zu sein, was passiert. Ich möchte nur soviel verraten: Der Schein trügt gewaltig, aber dennoch muss ich zugeben, dass das Rad in der Tat nicht neu erfunden wurde, jedoch hat es in diesem Fall einen neuen Anstrich bekommen und eine glitzernde Achse als Bonbon. Cosy-Krimi in Vollendung. Ich freue mich jetzt schon auf die Fortsetzung. 5 von 5 Sterne

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Der Mordclub von Shaftesbury - Eine Tote bleibt selten allein

Autor*in: Emily Winston
Seiten: 319
Veröffentlicht: Dezember 2022
ISBN: 3746639662
Verlag: Aufbau Taschenbuch Verlag
Copyright: Aufbau Taschenbuch Verlag