Matthias: Wieder einmal ein Buch über eine junge Frau, die von ihrer dramatischen Vergangenheit eingeholt wird. Da mein Bücherregal von solchen Plots schon ganz gut gefüllt ist, habe ich mich zunächst gegen “Das siebte Mädchen” von Stacy Willingham entschieden. Doch mehrere gute Rezensionen hier auf Instagram haben mich so neugierig gemacht, dass ich mich doch dazu entschieden habe, dieses Buch zu lesen. Ob es mich dann am Ende auch begeistern konnte – hier der Klappentext und meine Rezension: 

Der Klappentext / Die Rückseite des Buches:

In Beaux Bridge, im ländlichen Louisiana, passiert eigentlich nichts. Bis im Sommer 1998 sechs Teenager spurlos verschwinden. Mädchen, die die 12-jährige Chloë aus der Schule kennt. Ihre Leichen werden nicht gefunden. Doch im Schlafzimmer von Chloës Eltern findet man eine Schatulle mit Schmuckstücken der Mädchen. Als ihr Vater, ein liebevoller, bis dahin unbescholtener Mann, die Taten gesteht und als Serienmörder verurteilt wird, zerbrechen Chloës Welt und ihre Familie. Zwanzig Jahre später ist Chloë promovierte Psychologin. Als plötzlich eine ihrer Patientinnen verschwindet, ahnt sie, dass jemand die Taten ihres Vaters imitiert. Oder ist der wahre Täter noch immer auf freiem Fuß?

Meine Meinung:

Nach einem sehr vielversprechenden und atmosphärisch aufgeladenen Prolog lande ich im Leben der 32-jährigen Chloe Davis. Sie ist Psychologin in ihrer eigenen Praxis und in wenigen Wochen wird sie ihren Freund Daniel heiraten. Auf den ersten Blick das Leben einer glücklichen und erfolgreichen jungen Frau. Doch der Schein trügt. Chloe kämpft täglich mit den Schatten ihrer Vergangenheit. Ihr Vater ist ein Mörder – ein Serienmörder, der vor fast 20 Jahren 6 junge Mädchen verschleppt und getötet hat. Ein Journalist macht sie darauf aufmerksam, dass die schrecklichen Taten in Kürze den 20. Jahrestag haben. Dann verschwindet ein junges Mädchen und kurz darauf ein zweites Mädchen – Zufall? Chloe ist sich alles andere als sicher und fängt an Parallelen zu sehen und lässt die Schatten der Vergangenheit auferstehen. Der flüssige, bildhafte und kraftvolle Schreibstil zieht mich sofort in den Bann und das Leben von Chloe. Von Beginn an fühlte ich mich mit der sehr sympathisch gezeichneten Charaktere und ihrem Schicksal auf sehr vertraute Weise verbunden Sehr fesselnd und wie eine eigens erlebte Erfahrung beschreibt mir die Autorin das intensive Gefühlsspektrum der Protagonistin, so dass mich immer wieder ein Kribbeln im Bauch und ein Hauch von Gänsehaut empfunden habe. Im dynamischen Fluss der Handlung gelange ich in Streifzügen immer wieder in Chloes Kindheit und erfahre so, wie in ihrem Leben von einem Tag auf den anderen kein Stein mehr auf dem anderen saß. Ich lerne dabei nicht nur Chloe besser kennen, sondern auch den Rest der Familie und das Leben um und nach der Verhaftung ihres Vaters. Diese emotionale Achterbahn zwischen der traumatischen Erlebnissen als Kind und nun als Frau, die droht, von Vergangenheit eingeholt zu werden, hat die Autorin auf sehr emotional aufgeladen vermittelt. Damit wurde zum einen die Glaubwürdigkeit der Protagonistin gestärkt, jedoch wurden auf geschickte Art auch immer wieder Zweifel an Chloes Wahrnehmung gestreut. Ungefähr in der Mitte des Buches hat mich jedoch immer mehr das Gefühl beschlichen, zu wissen, wo die Reise dieses Thrillers hingeht. Zunächst dachte ich, dass es sich um eine geschickte Fährte der Autorin handelt, doch mit jeder weiteren Seite hat mein Kopfkino immer klare Bilder gezeichnet und die Beweise, dass es wirklich so ist, haben sich immer mehr gefestigt. Das Interessante dabei war, dass mich diese Erkenntnis mit dem Gedanken “das kann doch nicht wahr sein” noch mehr angetrieben haben, dieser unglaublichen Story zu folgen. Wie gebannt bin in den von Spannung aufgeheizten Geschehnissen gefolgt, habe ich gehofft, dass es doch noch anders kommt  – doch was dann am Ende wirklich kam, damit hätte ich niemals gerechnet. Dieser unblutige und facettenreiche Psychothriller hat mir nicht nur ein sehr großes Staunen ins Gesicht gezaubert, sondern auch ein ganz kleines Tränchen ins Auge getrieben. Übrigens, der Titel “Das siebte Mädchen” ist sehr geschickt ausgedacht.