Matthias: Nachdem mich im vergangenen Jahr “Der Kaninchen Faktor” total begeistert hat, habe ich mich wirklich sehr gefreut, dass der Autor Antti Tuomaien sich wohl dazu entschieden hat, eine Reihe daraus zu machen. Nun war ich sehr neugierig auf eine weitere Runde im Abenteuerpark von Henri und vor allem gespannt, ob “Das Elch Paradoxon” halten kann, was “Der Kaninchen Faktor” versprochen hat.
Der Klappentext / Die Rückseite des Buches:
Versicherungsmathematiker Henri Koskinen hat gerade sein Leben und den ererbten Abenteuerpark wieder in Ordnung gebracht, als ein Mann aus seiner Vergangenheit auftaucht und alles wieder auf den Kopf stellt. Weitere Probleme entstehen, als der Ausrüstungslieferant des Parks von einem zwielichtigen Trio übernommen wird: Warum will die Firma «Finnische Spiele AG» die neue Elchschanze nicht an Henri verkaufen, obwohl er sie für die Hauptattraktion des Parks braucht? Und als wäre das nicht genug, steht Henris Beziehung zu der Künstlerin Laura Helanto auf der Kippe. Um diese zahlreichen Klippen zu umschiffen, muss Henri Koskinen präziser denn je rechnen.
Meine Meinung:
Feierabend! So treffe ich Henri am Ende eines Tages wieder. Die letzten Berechnungen sind erledigt und mit einigen Anstrengungen und Einsparungen steht sein geerbter Abenteuerpark nun auf soliden finanziellen Beinen. Mathematik ist einfach seine Religion. Alles lässt sich berechnen. Nachdem er im vergangenen Jahr durch das Erbe und die damit hohe Verschuldung des Parks auf zwielichtige Gestalten getroffen ist, scheint nun alles in etwas ruhigeren Bahnen zu laufen. Doch plötzlich steht sein verstorbener Bruder wieder vor ihm. Leibhaftig! Aus Fleisch und Blut! Wieder auferstanden! Das kann doch nicht sein? Nachdem sich der erste Schock gelegt hat und sein Bruder seine Situation erklärt hat, versuchen sie, das Beste daraus zu machen. Leider lassen die Probleme nicht lange auf sich warten, denn der langjährige Lieferant für Spielgeräte macht plötzlich Schwierigkeiten und will nicht liefern, was Herni gerne haben möchte: Die Elch-Schanze. Ein Spielgerät, das die Besucher endlich wieder in den Park locken soll. Seinem Bruder gegenüber verspürt er nach wie vor eine gewisse Skepsis und er ist sich unsicher, ob er ihm wirklich trauen kann. Doch es ist nun mal wie es ist und manchmal kommt es dann doch ganz anders als man denkt. Von den ersten Zeilen an war mir der steife Versicherungsmathematiker mit seiner pragmatischen Art sofort wieder sympathisch. Es ist wie schon im ersten Teil sehr erfrischend zu sehen, wie Henri seine Komfortzone verlassen muss und sich Herausforderungen gegenübersieht, die so gar nicht zu ihm passen. Der starke Wunsch, endlich eine der begehrten Elch-Schanzen zu bekommen und der Umgang mit seinem auferstandenen Bruder treiben Henri auch dieses Mal in Umstände und zu Begegnungen, die mein breites Grinsen immer wieder in lautes Lachen verwandelt haben. Gerade das Zusammenleben mit seinem Kater Schopenhauer, den er gerade zu vermenschlicht und ihm nicht nur seine Wohnung, sondern auch seine Gefühlslage teilt, ist urkomisch. Im ersten Teil hat er durch die Künstlerin Laura die Liebe kennengelernt. Keiner kann Liebe und eine Beziehung so liebevoll in Mathematik verpacken, dass aus nackten und faktischen Zahlen Herzchen aufsteigen. Leider haben die Mitarbeiter des Parks im Vergleich zum Auftakt keine große Weiterentwicklung erfahren, aber dennoch habe ich mich auf ein Wiedersehen mit dem Sammelsurium an menschlichen Besonderheiten gefreut. Sie sind mit wirklich gutem Augen für Besonderheiten ausgearbeitet. Das Sortiment reicht von der dem Alkohol sehr zugeneigten Marketing-Chefin bis hin zu einem Ex-Marin als Sicherheitschefs des Parks, dessen Ausdünstung anderen regelmäßig die Farbe aus dem Gesicht zieht. Hinter all dem steckt aber auch von Beginn an, ein sehr ausgetüfteltes Spannungsnetz, das sich sehr geschickt von der ersten bis zur letzten Seite durch dieses liebevolle Buch zieht. Es war wieder einmal beeindruckend, wie Henri am Rande des Wahnsinns und in einer sich immer schneller drehenden Chaosspirale “seinen” Park, wie eine Wölfin ihr Junges verteidigt – und zu welch manchmal urkomischen Mittel er dabei greift. Bis zum Schluss schiebt der Autor immer wieder geschickt an den Reglern zwischen Spannung und Humor – aber ob es am Ende jedoch reichen wird, den Park erneut zu retten? Ich kann diese Reihe nur jedem empfehlen, der keine Angst vor skurrilen Protagonisten, geschickten Spannungsmomenten und einer guten Portion Humor hat. 4,5 von 5 Sterne
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