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Bruch-Ein dunkler Ort I Frank Goldammer

Matthias: Mit großem Interesse habe ich hier auf Instagram die Buchpräsentation von Romy Folks neuem Roman bei Rowohlt verfolgt. In dem Zusammenhang ist neben Frau Fölk immer wieder ein Mann und ein Buch mit leuchtend rotem Cover aufgetaucht. Die jeweilige Bildunterschrift hat mich so zu “Bruch” und zum Auftakt der neuen Thriller-Reihe von Frank Goldammer geführt. Ob mir Frau Fölk auch auf dem doch etwas ungewöhnlichen Weg wieder einmal spannende Lesestunden beschert hat, oder ob mich der “Kranich” am Ende zu einer „Bruchlandung“ geführt hat, (bitte verzeiht, aber dieser Kalauer hat sich förmlich angeboten), man(n) wird sehen. Der Klappentext klingt genau nach meinem Geschmack. 

Der Klappentext / Die Rückseite des Buches:

Ein Stadtteil am Rande Dresdens ist in Aufruhr: Ein zwölfjähriges Mädchen ist spurlos verschwunden. Felix Bruch wird mit der neuen Ermittlerin Nicole Schauer auf diesen Fall angesetzt. Schauer merkt schnell, dass Bruch ein Einzelgänger ist, kein Wunder, denn er legt scheinbar keinen Wert darauf, von anderen gemocht zu werden. Schauer plant eh schon wieder ihre Versetzung, sie versucht, nicht gekränkt zu sein. Die Ermittlungen laufen schleppend an. Ihre einzige Spur: Vor zwei Jahren verschwand bereits ein Mädchen aus derselben Nachbarschaft – und kehrte nach zwei Wochen nahezu unversehrt zurück. Bis heute weiß niemand, was damals geschah, und das Kind schweigt weiterhin. Zunehmend irritiert sie Bruchs Verhalten, er ist wortkarg, empathielos, unzuverlässig. Er verfolgt Spuren, die nur für ihn Sinn ergeben. Sie erfährt, dass Bruch den Unfalltod seines Kollegen zu verkraften hat, aber sie vermutet, dass hinter seinem eigentümlichen Verhalten noch etwas anderes steckt als Schock und Trauer. Sie beobachtet, wie er Tabletten nimmt, und erlebt, was geschieht, wenn er das nicht tut. Bruch lebt zwischen den Extremen.

Meine Meinung:

Buch auf und nach wenigen Zeilen haben mich die Charaktere gefangen genommen. 

Ein stickiges Beamtenbüro. Ihr neuer Chef sitzt Nicole gegenüber und beide warten auf ihren neuen Partner Bruch. Doch er kommt nicht und ihr Chef meint nur:  “Bruch ist eigen…na, du wirst schon sehen.“ Was ein Neuanfang. Nun fehlt Nicole Schauer zu ihrem Glück eben jener neue Partner, den sie in seinem und nun ihrem gemeinsamen Büro im Dunkel sitzend vorfindet. Schnell spürt Nicole, dass ihr Kollege Bruch tatsächlich äußerst seltsam ist. Ist er Autist oder immer noch traumatisiert durch den tödlichen Unfall von seinem Partner und überhaupt nicht dienstfähig? “Was stimmt nur nicht mit ihm?“ ist die Frage, die die junge Kommissarin von den ersten Seiten an beschäftigt und schon nach kurzer Zeit für Zündstoff sorgt. Ihr erster Fall ist ein 12-jähriges verschwundenes Mädchen. Hundertschaften sind aufgeboten, um sie zu finden – bisher ohne Erfolg. Vor zwei Jahren ist in dem gleichen Dorf schon einmal ein Mädchen verschwunden, das zwei Wochen danach wieder aufgetaucht ist. Ist es auch dieses Mal so? Ohne viele Worte nehmen die beiden die Ermittlungen auf. Der Fall um das verschwundene Mädchen war von Anfang sehr spannend aufgebaut. Wie immer, wenn es sich um ein Kind handelt, geht es einem das sofort ans Herz. Schon von den ersten Zeilen an gelingt dem Autor ein guter Spagat zwischen dem sehr fesselnden Fall und den sehr starken und vielseitigen Hauptprotagonisten. Felix Bruch, sehr unnahbar, der mehr starrt wie spricht und Medikamente benötigt, um irgendwie über den Tag zu kommen. Das genaue Gegenteil ist die von Hamburg nach Dresden versetzte Nicole Schauer. Sie plappert ungezügelt drauf los, ist impulsiv und wie ein alter Reaktor, wo ständig droht hochzugehen und man nicht weiß was dann passiert. Dieses auf den ersten Blick ganz unterschiedliche Duo hat jedoch mehr gemeinsam, als man vermuten lässt. Zumindest verbindet sie eines, dass der Rucksack mit Lebensgepäck, der bis zum Anschlag gefüllt ist und jeden Moment zu platzen droht. Aus der Handlung heraus entwickeln die Charaktere sich zu einer bildhaften und zu sehr facettenreichen Persönlichkeiten und waren für mich das Highlight in diesem Hochleistungswerk. Die lebendigen und sprachlich perfekt an die Charaktere angepassten Dialoge haben mich in gleichem Maße begeistert wie die durchaus seltsamen Eigenheiten der beiden. So hat sich dieser Krimi zu einem guten Mix aus starken Hauptfiguren und einem immer mysteriöser werdenden Rätsel entwickelt, das mich mit nahezu heimtückischen Wendungen jedes mal aufs Neue gepackt hat. Die Wortgewalt des Autors hat mir immer wieder ein „live dabei Gefühl“ vermittelt, so dass ich vielfach mit einer Ganzkörpergänsehaut überzogen war. Im besonderen bei der Suche auf einem alten verlassen Hof musste ich mich geradezu zum Atmen antreiben um nicht vor lauter Schreckensmomenten und Spannung zur Säule zu erstarren. Im Fortlauf des immer geheimnisumwitterten und auch gruseliger werdenden Fall hat der Autor in geschickt getimten Momenten bei einem der beiden Ermittler den Seelenvorhang angehoben und so dem Thriller noch einmal einen ordentlichen boost verpasst. Das fulminante Ende und die Zusammensetzung der einzelnen Teile war dann die perfekte Krönung dieser Krimi-Schöpfung! Ein Auftakt nach Maß und für mich ein Krimi aus der Delikatessenabteilung. Ich freue mich jetzt schon auf ein Wiedersehen mit dem ganz speziellen Ermittler-Duo Bruch und Schauer!

5 von 5 Sterne. 

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Bruch - Ein dunkler Ort

Autor*in: Frank Goldammer
Seiten: 364
Veröffentlicht: August 2022
ISBN: 3805200900
Verlag: Rowohlt Taschenbuch
Copyright: Rowohlt Taschenbuch