Unbezahlte Werbung: Matthias: Die “Achtsam morden” Reihe von Karsten Dusse gehört für mich zu einem festen Bestandteil in meinem Lesejahr. Im vergangenen Jahr ist die Reihe bei mir jedoch etwas in Ungnade gefallen, da ich nach wie vor nicht verstehen kann, wie man in einer laufenden Reihe von einem Taschenbuch auf ein gebundenes Buch umstellen kann. Wenn es unter dem Gesichtspunkt geschehen ist, dass dadurch die kleinen Buchhändler etwas mehr Euros in der Kasse haben, dann finde ich das natürlich toll und unterstützenswert, jedoch fehlt mir der Glaube daran. Lange Rede, kein Sinn und ich habe irgendwie meinen Frieden damit geschlossen, denn der folgende Klappentext klingt mal wieder nach achtsamen Lesestunden im „Hier und Jetzt”.
Der Klappentext / Die Rückseite des Buches:
Björn Diemel will reden: sowohl über die Einschulung seiner Tochter als auch über das Tantra-Seminar, das er aus Versehen mit seiner Ex-Frau besucht hat. Leider hat ein Unbekannter Björns Achtsamkeitstrainer, Joschka Breitner, krankenhausreif geprügelt – bei dem Versuch, dessen Tagebuch an sich zu bringen. Björn entwendet kurzerhand selbst die Aufzeichnungen seines Therapeuten und macht sich auf die Suche nach dem Täter. Als er entdeckt, dass Joschka Breitner in den frühen 1980er Jahren ein Anhänger Bhagwans war, wird das Tagebuch das Ticket zu einer Reise in die Kinderstube der Achtsamkeit. Der Weg führt nach Indien und in die USA, zu Lebensfreude und Todesgefahr, zu zeitlos erhellenden Weisheiten und den ganz normalen Abgründen der menschlichen Seele.
Meine Meinung:
In gewohnter sarkastisch, humorvollen, gestelzten und Wort-schwülstigen Dusse Art, bin ich wieder im Leben von Björn Diemel. Bei dem Wiedersehen ist eigentlich alles wie immer. Er ist immer noch Einzeljurist und inoffizieller Geschäftsführer von gut laufenden Geschäften von Prostitution, Drogen – und Waffenhandel, sowie Besitzer eines Kindergarten, der von seinem Freund Sascha geführt wird. Nur die bevorstehende Einschulung seiner Tochter macht ihm etwas zu schaffen. Er musste den Entwicklungssprung seiner Tochter vom Kindergartenkind zum Schulkind unbedingt mit seinem Achtsamkeits-Coach Joschka Breitner besprechen. Er entdeckt bei seinem Termin nicht nur eine für ihn sehr interessant klingende Lektüre über das Thema Tantra, sondern Tage später auch Joschka Breitner blutüberströmt am Boden. Da ihm der Coach in all den Jahren sehr wichtig geworden ist, ist der Angriff auf Joschka Breitner auch ein Angriff auf ihn. Wie er dann noch mit ganz viel Zufall das Tagebuch von Joschka Breitner in die Hände bekommt, nehmen die Dinge mit gelernter Achtsamkeit ihren Lauf. Nach einem etwas seltsamen Prolog hat das Buch wieder einmal schnell Fahrt aufgenommen und schon nach wenigen Kapitel habe ich das Grinsen nicht mehr aus dem Gesicht bekommen. In einer kurzen Bestandsaufnahme seines Sexuallebens im Vergleich mit einem Kärcher Hochdruckreiniger, war ich auch schon in der Welt von Tantra und allem was dazugehört. Als Björn dann gemeinsam mit seiner Ex-Frau bei einem Tantra Seminar Werner näher kommt, gibt es für meinen Lachmuskel kein Halten mehr. Wenn ihr euch zu Tantra abstruse Dinge vorstellt, dann geht es euch genau wie mir. Meine Gedanken haben Purzelbäume geschlagen und meiner Fantasie ganz schmutzige Flügel verleihen, doch Herr Dusse verpackt dieses Thema natürlich in gewohnter Art und Weise, aber beleuchtet dabei auch den geschichtlichen Hintergrund und seine Entstehung. Das Buch erhält dadurch immer mal wieder Sachbuch-Momente, ist aber auch gleichzeitig die Brücke in das Leben Joschka Breitner als Anhänger von Bagwahn. Die Idee, Herrn Breitner in diesem Teil besser kennenzulernen, fand ich sehr gut, jedoch war es mir an der einen oder anderen Stelle doch etwas zu viel Wahn um Bhagwan. Dennoch fand ich mich in einem spannenden Wechselspiel zwischen den Ereignissen aus dem Tagebuch von Joschka Breitner und dem Leben von Björn, der sich mit Hilfe der gelernten Achtsamkeit auf die Suche macht, wer Joschka Breitner niedergeschlagen hat. Leider konnte ich schon sehr schnell erahnen, wer hinter all dem steckt, dafür blieben wiederum die Zusammenhänge sehr geschickt und mit guter Spannung bis fast zum Schluss im Verborgen. Im letzten Drittel kam dann noch einmal die typische Achtsamkeits-Maschinerie in Gang und Björn konnte mit Hilfe von Kindergärtner Sascha, einer elektrischen Nagelpistole und der Toonie Box seiner Tochter Emily (falls ihr nicht wisst was das ist, googeln) seine Welt wieder gerade rücken. Mit kleinen Stolpersteinen war es mal wieder einmal eine sehr gelungene und geschickt ausgetüftelte Fortsetzung mit Achtsamkeit am Rande des Gesetzes und einer großen Portion Wahnsinn und Humor. 4,5 von 5 Sterne
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